Die Mär vom rituellen Missbrauch

Teufel Ritueller Missbrauch wird häufig als Begriff für satanistischen Missbrauch im Zusammenhang mit organisierter sexualisierter Gewalt verwendet. Hierfür werden Horrorszenarien phantasiert und publiziert, die bestenfalls einem Splatterfilm entnommen worden zu sein scheinen, doch die tatsächlich leider meist der abgründigen Phantasie von Psychotherapeuten entstammen, die damit ihr Geschäft begründen. Diese Szenarien sagen viel über die Seele und die Neigungen der Therapeuten, aber nichts über eine angebliche satanistischen Weltvernetzung um Kinderpornos zu drehen, Kinderprostituiertenringe zu betreiben, Neugeborene durch ihre Mütter schlachten zu lassen und Adepten durch Mind Control und Gruppenvergewaltigung gefügig und dauerhaft abhängig zu machen.

Zur Geschichte einer urbanen Legende

Satanistischer ritueller Missbrauch ist eine uralte Verschwörungstheorie, die ihre Wurzeln in der Hexenverfolgung der Renaissance und des Barocks hat. Die Hexenverfolgung war kein mittelalterlicher Irrglaube, sondern ein Verbrechen gegen Frauen und Männer, die als Hexen und Zauberer gefoltert und verbrannt wurden. Für ihre von der Inquisition phantasierten Schandtaten gab es einen Katalog: den Hexenhammer.

Der alte Hexenglauben erstand in den 60er und 70er Jahren in neuer Form. Jetzt wurden satanische Sekten als Brutzellen unvorstellbarer Grausamkeiten ausgemacht. Dahinter stand eine christlich konservative Allianz gegen die beginnende sexuelle Freizügigkeit in der Popkultur, die heute dem gesellschaftlichen Wandel der 68er Zeit zugedichtet wird. Sexuelle Freizügigkeit gab es indes zu allen Zeitläuften. Vor der Prüderie der Nachkriegsjahre gab es zum Beispiel eine entsprechend lockere Zeit zwischen den Weltkriegen.

Satanische Sekten waren während der Hippiebewegung durchaus trendig. Der als Hippie wahrgenommene Charles Manson, der sich als Jesus und Satan zugleich verstand, beförderte mit seiner Manson Family und deren Morden die Auffassung von monströsen und gut vernetzten satanistischen Geheimzirkeln. In der Folge entstanden scheinbar seriöse, jedenfalls von etlichen  Psychotherapeuten und Medien ernstgenommene Berichte, über satanistischen Missbrauch, bei dem alljährlich etwa 60.000 Menschen in den USA – also jede 2000. Person – ermordet worden sein sollten; viermal so viel wie die allgemeine Mordrate der Polizeistatistik. Gleichzeitig sponnen die Verfolger satanistischer Sekten ihre Verschwörungstheorien fort und sprachen den Sektierern die Fähigkeit des Mind Control zu, anders konnten sie das spurlose Verschwinden so vieler Menschen nicht erklären.

Mind Control, auch als Gehirnwäsche bekannt, war der pseudowissenschaftliche und erfolglose Versuch amerikanischer militärischer Psychiater und Psychologen, Menschen durch massive Indoktrinierung zu programmierten Geschöpfen zu machen, die auf Reizsignale hin, ein vorher antrainiertes Verhalten aktivieren würden, das bis zum willenlosen, weil programmierten Mord reichen sollte. Das von der CIA durchgeführte Programm lief unter dem Code MK ULTRA bis 1973 und wurde dann wegen erwiesener Erfolglosigkeit eingestellt. Der einzige Erfolg des Programms waren Dutzende psychisch schwer geschädigte Versuchspersonen, die man oft ohne ihr Wissen mit psychodelischen Drogen und Elektroschocks behandelt hatte.

Hier schloss sich schließlich die Schleife, denn durch die Versuche der militärischen Psychologen und ihrer durchaus auch den Feind verwirrenden Propaganda darüber, war Mind Control als eine brutale aber wirksame Methode bei etlichen Psychologen angekommen. MK ULTRA bot zudem den Stoff für nachhaltige Verschwörungstheorien, so dass es heute noch Patienten gibt, die behaupten, einer solchen Prozedur unterworfen worden zu sein. Sie gilt mittlerweile unter obskuren Psychologen, die selbst einem abstrusen Weltbild mit omnipotenten Satanisten und Weltverschwörern anhängen, als eine gängige und funktionierende Technik der Bösewichter.

Diese Psychologen und Aufdecker behaupten ein internationales, satanistisches Netzwerk, in das großbürgerliche Honoratioren und hochrangige Politiker eingebunden sind, so dass bei Polizei und Krankenhäusern sämtliche Beweise begangener ritueller Straftaten und Kindesmissbräuche vernichtet werden, und die Opfer somit keinerlei Handhabe besitzen, ihre erlittenen Qualen bei der Staatsanwaltschaft wirksam anzuzeigen. Der Fall des Mörders und Kinderschänders Marc Dutroux in Belgien war zudem Wasser auf die Mühlen dieser Verschwörungstheoretiker, da die Medien vermuteten, dass Dutroux von hochrangigen Politikern gedeckt worden sei, denen er Minderjährige für Sexpartys zugeführt haben sollte.

Erfolglose Suche nach Beweisen

Doch die Suche nach Satanisten außerhalb der speziellen psychologischen Praxen blieb bislang erfolglos. Auf eine fraktionsübergreifende Anfrage mehrerer Bundestagsabgeordneter zum rituellen Kindesmissbrauch antwortete die Bundesregierung 1998, dass es keinerlei polizeilichen Erkenntnisse darüber gebe.

Auf die Frage:

„Ist der Bundesregierung bekannt, daß es in Ländern wie der Schweiz, Belgien, Großbritannien, den Niederlanden und Griechenland ebenfalls dokumentierte Fälle von ritueller Gewalt gibt? Wenn ja, welche Folgerungen zieht sie hieraus für die Situation in Deutschland?“, lautete die Antwort: „Der Bundesregierung sind keine dokumentierten Fälle von ritueller Gewalt in den genannten Ländern bekannt.“

Auch in dem kurz davor veröffentlichten Bericht der Enquete-Kommission des Bundestages „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ vom 9. Juni 1998 gab es kein brauchbares Ergebnis zum satanistischen Kindesmissbrauch, dass die behaupteten sadistischen Verbrechen bestätigt hätte. Vielmehr findet sich in ihrem Endbericht (S. 98) folgende Passage:

„Die bislang wohl gründlichste Sonderauswertung ‚Okkultismus/Satanismus‘ des Landeskriminalamtes NRW vom April 1995 stellt zum rituellen sexuellen Mißbrauch von Kindern fest, daß durch polizeiliche Ermittlungsverfahren bislang das Vorliegen bzw. die Tragweite der geschilderten Straftaten nicht belegt werden. Von der Existenz solcher Kulte ist jedoch auszugehen.

Auffallend ist die Tatsache, daß die Schilderungen der fast ausschließlich weiblichen Opfer rituellen Mißbrauchs sich sehr ähneln bzw. zum Teil gleichen Inhalt haben. Immer wieder wird von folgenden Handlungen berichtet:

• Abhalten bestimmter Rituale (Tieropfer, Vergewaltigung, Folterung, Beschmieren der – nackten – Frauen mit Tiergedärmen, Essen von Fäkalien etc.), Töten von Säuglingen, die eigens zu diesem Zweck von weiblichen Kultmitgliedern ausgetragen werden bzw. aus Dritte-Welt-Ländern oder Osteuropa eingeschmuggelt werden …

Ob es hingegen überhaupt oder in der Häufigkeit (im Orig. unterstrichen) zu den geschilderten schwersten Straftaten kommt, ist zu bezweifeln.“

Interessant ist die kognitive Dissonanz der Aussage, dass es keine Belege für satanistischen Missbrauch gibt, aber dennoch von der Existenz solcher Kulte, die solche Straftaten begehen auszugehen ist. Ebenso aufschlussreich ist der Hinweis auf die sich gleichenden Aussagen der meist weiblichen „Opfer“ dieser klandestinen Verbrechen. Die Antwort darauf ist relativ simpel: Bei derlei okkulten Phänomenen gleichen sich die Aussagen über die erlebten Erscheinungen vor allem deswegen, weil es sprachliche Kodierungen und Gemeinplätze gibt, die in der jeweiligen Szene den Kundigen vom Schwätzer unterscheiden. Nur wer sie beherrscht, sprich die tradierten Schilderungen verwendet, wird als Opfer anerkannt.

Die Hüter des Feuers formieren sich

Obgleich weder die Enquete-Kommission des Bundestages noch die Bundesregierung Belege oder handfeste Erkenntnisse über angewandten rituellen Kindesmissbrauch vorlegen konnte, hinderte das die einstige Bundestagsabgeordnete Renate Rennebach nicht, 2003 eine auf ihren Namen lautende Stiftung zu gründen, die sich speziell den Opfern ritueller Gewalt widmet. Damit folgt sie der Redewendung: kein Rauch ohne Feuer. Und weil das Feuer noch nicht gefunden wurde, sorgt sie sich mit ihrer Stiftung um den Rauch, indem sie sich unter anderem mit Ulla Fröhling eine Autorin eines einschlägigen Splatterromans zum Thema in den Vorstand nahm. Ihre wohltätige Arbeit aber rückte damit dem Höllenfeuer der Satanisten keinen Deut näher. Folglich fördert die Stiftung fürs erstere schwer traumatisierte Opfer sexueller Gewalt so zum Beispiel ein Paar, das in der christlich faschistischen Sekte Colonia Dignidad traumatisiert wurde. Die rituelle Gewalt einer satanistischen Sekte konnte die Stiftung jedoch ebensowenig belegen. – Ihr Motto scheint für sie jedoch grundsätzliche Bedeutung zu besitzen: sorgen wir weiter für den Rauch, bewahren wir uns weiterhin Aufmerksamkeit, Anerkennung, Verdienst und finanzielle Zuwendung, und niemand wird bemerken, dass die Stiftung nur ein Luftschloss sittlich kontrollierter Empörung (Moral Panic) ist.

Woher aber haben die vermeintlichen Opfer satanistischer Kinderschänder, ihre bemerkenswert gleichartigen Geschichten; die letztlich als indirekter Beleg für das vermutete organisierte weltumspannende Folter-, Mord- und kinderpornografische Netzwerk der Satanisten herangezogen wurden? Die Antwort darauf liefern wiederum die Traumatherapeuten, die sich speziell den traumatisierten Opfern nicht existenter satanistischer Kinderschänderringe widmen.

Es sind ihre kranken Phantasien, die sie ihren Klienten induzieren. Es sind aber auch ebenso preisgekrönte Filme wie „Höllenleben“[1] der Dokumentarfilmerin Liz Wieskerstrauch, die damit eine Vorlage für opferaffine Persönlichkeiten liefern. Auch auf dem Buchmarkt werden bizzare, ja geradezu sadomasochistische pornografische angebliche Tatsachenberichte wie „Vier Jahre Hölle und zurück“ angeboten, die den Hintergrund für eine Opferbiografie bieten. – Wobei grundsätzlich gilt, dass ein auf induzierten Erinnerungen basierender vermeintlicher Missbrauch, das Opfer gleichermaßen traumatisiert wie ein tatsächlich erfolgter Missbrauch. Beide Opfer, das der realen, wie das der fiktiven Tat, zeigen gleichartige Posttraumatische Belastungsstörungen und müssen letztlich mit den gleichen traumatherapeutischen Methoden behandelt werden[2].

Das Dream Team fabulierten Missbrauchs

Zwei Therapeuten fallen in diesem Zusammenhang besonders auf: Es sind Claudia Fliß und Michaela Huber. Sie dürften, glaubt man ihren stolz präsentierten Aufdeckungen für die Induktion falscher Erinnerungen an sexualisierten Missbrauch und ritueller Gewalt, bei einer Reihe von Klienten verantwortlich sein. Beide haben den, in den 70er Jahren zunehmend verwendeten Begriff „Rituelle Gewalt“ im Zusammenhang mit sexualisierter satanistischer Gewalt kolportiert. Damit sicherten sie sich auch ein Stück weit die Deutungshoheit über den Begriff und wiesen sich zugleich als Experten für diese urbane Legende aus. Ebenso befeuern sie seitdem ihre Phantasterei mit immer neuen und immer absurderen Behauptungen, zugleich sind sie gut im öffentlich feministischen und somit im landes- wie bundesweit ministeriell finanzierten Helfergewerbe vernetzt. So treten sie seit über zwei Jahrzehnten jahrein, jahraus auf sogenannten Fachtagungen zur rituellen Gewalt auf, die sinnigerweise auch vielfach von den Kirchen logistisch wie finanziell gefördert werden. Dabei hätte die Kirche allen Grund in Sachen ritueller Gewalt und der damit verbundenen induzierten Seelenverletzung durch Hexenjäger, die sich Psychotherapeuten nennen, zurückhaltend zu sein. Ich denke dabei jedoch nicht an den naheliegenden und 2010 besonders skandalisierten sexuellen Missbrauch von Knaben durch Priester und Diakone, denn diese Geschehen waren allesamt Sexualverbrechen und keine rituellen Gewalttaten, sondern an das kirchliche Institut des Exorzismus, dem 1976 Anneliese Michel zum Opfer fiel, und das nach wie vor zum katholischen Kanon zählt.

Therapeuten wie Fliß oder Huber sind typische Opfermacherinnen, die mit ihren eigenen Trugbildern und ihrem narzisstischen Aufdeckungseifer psychisch labile Klienten viktimisieren, indem sie ihnen Erinnerungen an einen vermeintlich vergessenen sexuellen Missbrauch induzieren. Und als wäre das nicht schon grausam genug, übertragen sie ihren Klienten noch ihre satanistischen Albträume. Leider haben diese Therapeuten tatsächliche Definitionsmacht. So kamen mir im Frühjahr dieses Jahres bei meiner jüngsten „probatorischen Tournee“ auf der Suche nach einem kompetenten Therapeuten, während der ich 16 Therapeuten (nur 2 davon männlich) erprobte, 3 Therapeuten unter, die sich mit ihrer traumatherapeutischen Expertise auf Michaela Huber und ihr Konzept der sich ausbildenden „Multiplen Persönlichkeit“ nach schwerem sexuellen Missbrauch beriefen.

Huber: Wer nicht multipel ist, wurde nicht missbraucht

Die Traumtherapeutin Huber vertritt die Auffassung, dass Opfer eines massiven und insbesondere eines satanistischen Kindesmissbrauchs zwangsläufig eine multiple Persönlichkeit entwickelten, da sie die erlittenen Qualen andernfalls psychisch wie physisch nicht überlebt hätten. Nach Huber wären folgende Eckpunkte die Voraussetzung für die Entstehung einer multiplen Persönlichkeit:

a) Die Betroffenen sind mehrheitlich weiblichen Geschlechts.
b) Die Betroffenen haben die Fähigkeit, gut zu dissoziieren.
c) Die Betroffenen haben schwerste Kindheitstraumata erlebt.
d) Niemand half dem Kind in den traumatischen Situationen.

Allerdings legte Huber für ihre These keinerlei klinische Studien vor. Es bleibt somit eine unwissenschaftliche Annahme, aus ihrer pathologischen Verschwörungssicht heraus gebildet, nach der sie aber ihre Patienten behandelt und andere Psychotherapeuten schult. So verfestigt und verbreitet sie ihre Annahme und schafft Fakten, die weitere in seelische Not geratene labile Patienten gefährden; und es gibt etliche, die aufgrund derlei fahrlässigen Diagnosen und anschließender missbräuchlicher Psychotherapie inzwischen frühverrentet und ohne Aussicht auf Besserung als seelische Wracks ihr Leben fristen. – Ja, derartige Therapien sind Missbrauch, und ich zähle sie auch zu den echten Gewaltritualen; denn wer als Therapeut eine Seele absichtlich oder fahrlässig im Rahmen einer Psychotherapie zerstört, verübt rituelle Gewalt!

Wie blind Huber in ihre eigene perverse Phantasiewelt verstrickt ist, offenbart sie ungeniert, weil unreflektiert, bei ihren Vorträgen oder in Interviews. So beschrieb Huber 2013 in der „Eppendorfer – Zeitung für Psychiatrie“ ihre Sicht von praktizierter ritueller Gewalt:

„Es gibt hier einen modernen Sklavenmarkt. Da werden Kinder wie Pizzen frei Haus zu Partys geliefert. Der Zulieferbetrieb wird von Geschäftsleuten organisiert, die sich dann auch um die ‚Entsorgung‘ kümmern. Ein Teil der Szene sadistischer Gewalt spielt sich in destruktiven Kulten ab. Da gibt es Hardcore-Sadismus mit Verkleidung und bestimmten Regeln, wann die Opfer reihum vergewaltigt und auch verletzt werden dürfen. Auch werden die Opfer gezwungen, anderen schlimme Dinge anzutun. Die Opfer, die man wieder benutzen will, werden über Trainings und spezielle Foltermethoden abgerichtet. Dazu zählen wegsperren, hungern und dursten lassen, lebendig begraben; Elektroschocks bis zu erzwungenem Kannibalismus in Kombination mit Psychoterror. Ziel der Abrichtung ist es, dass sie sich an das strikte Schweigegebot halten und gehorchen – z.B. auf bestimmte Signale wie Telefonklingeln hin sofort reagieren, etwa sich anziehen, vor die Tür gehen und ins Auto steigen, das sie dann zu ihren Misshandlern bringt.“

Selbstverständlich bringt Huber für ihre Behauptungen keinen einzigen Nachweis. Stimmte auch nur ein Fitzelchen davon, was die Traumatherapeutin hier als ihr Wissen kolportierte, dann wäre sie selbst Mittäterin, denn sie deckt die Täter, indem sie ihre Schandtaten nicht anzeigt und ihr Wissen nicht der Polizei zuleitet.

Wie durchschaubar die Fabulation von Huber ist, lässt sich leichthin nachprüfen. Allerdings empfinde ich es als ebenso irritierend wie bedrohlich, dass dies die von ihr angeleiteten Psychologen nicht tun. So behauptet Huber, dass 600 Kinder und Jugendliche pro Jahr in Deutschland spurlos verschwinden. Das Bundeskriminalamt veröffentlicht dazu in der Rubrik „Vermisstenfälle in Deutschland“:

„Am 06.04.2016 waren in Deutschland – gerechnet ab dem frühesten registrierten Vermisstendatum 03.03.1951 bis heute – insgesamt 1.714 ungeklärte Fälle zu vermissten Kindern in der Datei „Vermi/Utot“ erfasst. Mehr als die Hälfte dieser Kinder sind unbegleitete Flüchtlinge (siehe gesonderte Rubrik) oder wurden ihren Sorgeberechtigten entzogen (Stand April 2016). Die Gesamtzahl beinhaltet darüber hinaus sogenannte Dauerausreißer/Streuner, d.h. Kinder, die wiederholt weglaufen bzw. aus ihrem gewohnten Lebensumfeld verschwinden.“

Das sind entgegen Hubers Behauptung rund 850 relevante Vermisstenfälle in 65 Jahren; wobei davon, wenn überhaupt, kaum ein Fall der rituellen Gewalt zuzurechnen wäre.

Intermezzo: Eine unspektakuläre Sicht auf die Multiplen

In einem Gespräch mit der Zeitschrift Gehirn & Geist (G&G) äußerte sich der Psychiater Prof. Ulrich Sachsse vom LKH Göttingen zur dissoziativen Identitätsstörung (DIS). Er sieht die Sache mit den inzwischen durch zahlreiche Medien populär gewordenen Selbstbezichtigungen der Klienten, einem Satanskult ausgesetzt gewesen zu sein, etwas entspannter und praktikabler:

G&G: Als Ursache der DIS gelten schwere Traumatisierungen, die aber häufig erst im Laufe der Therapie offen gelegt werden. Handelt es sich um wahre Erinnerungen oder um Fantasien des Therapeuten?

Sachsse: Natürlich besteht in jeder Psychotherapie immer das Problem, dass Wirklichkeiten nicht gefunden oder aufgedeckt, sondern vielmehr gemeinsam Sinn stiftend erschaffen werden. Das darf der Therapeut nicht verwechseln – ein Denkfehler, der in vielen Therapieschulen immer noch durch die Köpfe geistert. Denn was in einer Therapie herauskommt, ist wahrscheinlich stimmig, aber nicht immer im wissenschaftlichen, historischen oder juristischen Sinne wahr. Gedächtnisforscher haben ja schon längst herausgefunden, dass wir selbst unsere Erinnerungen, unsere Lebensgeschichte immer wieder neu schreiben. (…) Und dies macht es schwierig, von Erinnerungen auf die Wirklichkeit zu schließen.

G&G: Wie arbeiten Sie dann mit diesen traumatischen Erinnerungen, wenn man ihnen gar nicht trauen kann?

Sachsse: Ob ein traumatisches Ereignis genau so geschah oder nicht, ist weder für die Diagnose der DIS noch für die Therapie entscheidend. Das Problem ist ein anderes: Irgendwann in der frühen Vergangenheit des Betroffenen ist etwas Schlimmes passiert, was bereits seine Kindheit und Jugend belastet hat. Und jetzt zerstören diese Erinnerungen oder Bilder aus der Vergangenheit auch noch die Gegenwart! In der Therapie biete ich einer Patientin an, ihr zu helfen, diesen Bildern oder quälenden inneren Elementen ihre Macht zunehmen. Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass sie im Heute glücklicher und erfüllter leben kann.

Fliß: An den schrägen Augen sollt ihr sie erkennen!

Die Kollegin von Michaela Huber, Claudia Fliß, sieht allenfalls entspannt auf die ihr in ihren Klienten wiederbegegnenden Schrecken ihrer eigenen Horrorfantasien. Jüngst durfte sie ihre Sicht der Dinge in einem Video in der Filmreihe Wild Germany für den Experimentierkanal ZDF Neo darstellen, und sie tat es mit einer geradezu dissoziativen Distanz. Gleichzeitig schien sie nicht wahrgenommen zu haben, dass sie für den Filmemacher Manuel Möglich nur ein bizarrer Fall in einer Reihe bizarrer Fälle für eine ebenso bizarre Unterhaltungssendung war.

Dementsprechend zynisch fiel auch der Kommentar „Rosemaries Babys“ von Tom Littlewood in der Zeitschrift Vice aus, der auch Produzent der Filmreihe Wild Germany war. Hier ein Auszug zur von der Traumatherapeutin Fliß geschilderten Programmierung von Kindern in satanistischen Sekten, über die sie in der vierten Folge der Staffel „Satanismus“ sprach:

„Sogar noch schlimmer ist, dass die meisten von Claudia Fliß’ Patienten in satanische Kulte HINEINGEBOREN wurden und von klein auf dazu programmiert worden sind, ihren abscheulichen Eltern und übergeordneten Kultmitgliedern zu gehorchen.

Die Programmierung beginnt damit, das Kind in eine Kiste einzusperren, begleitet von einem Handyklingelton (andere sogenannte Trigger können Handzeichen, Pfeifen oder andere alltägliche Geräusche sein). Die Kiste wird so lange zugesperrt, bis das Kind kurz vorm Ersticken ist, und wenn die Kiste geöffnet wird, wird dem Kind befohlen, ein Tier zu töten (um ein anschauliches Beispiel zu nennen). Das Kind wird sich weigern und landet daraufhin erneut in der Kiste. Diesmal wird es sogar noch länger eingesperrt, wieder freigelassen und erhält den gleichen Befehl. Wenn es sich weigert, heißt es zurück in die Kiste. Das wird so lange wiederholt, bis das Kind ein solches Trauma erleidet aus Angst, in der Kiste zu ersticken, dass es sich von seiner Persönlichkeit abspalten muss und ein neues Selbst entsteht (oftmals ein älteres Kind oder sogar ein Erwachsener), das mit dem Trauma dieser Situation umgehen kann. Die Kiste wird geöffnet und bringt eine neue Person zum Vorschein.“

Massiver Widerspruch zu diesem Film kam ausgerechnet von Patienten mit ausgeprägter DIS, die üblicherweise Opfergeschichten positiv aufnehmen und als eindrucksvolle Geschichte ihres eigenen Leidens rezipieren. So kommentierte eine Betroffene, das Verhalten von Claudia Fliß:

„Völlig unklug war der Ansatz, mit Hilfe einer Therapeutin zwei Betroffene vorzuführen wie im Zirkus. Völlig daneben.

Die Betroffenen haben hier leider keine gute Rolle gespielt, wurden instrumentalisiert – es machte den Eindruck von ‚Wo sind hier die Erwachsenen?‘ Das ganze am Thema vorbei. Nicht das Multipelsein war vordergründig wichtig, sondern was macht Satanismus aus?

Wir hätten uns eine kompetente Therapeutin, stabile Betroffene und einen kompetenten Leitfaden durch die Fachfrau gewünscht.“

Doch wenn man eine Mission wie die Traumatherapeutin Fliß hat, ficht einen solche Kritik von Betroffenen nicht an. Vielmehr fabuliert sie ungehemmt an anderer Stelle in gewohnter Manier, über die satanistische Szene. Wobei sie ebenso wie Huber eine Expertise über die Täter offenbart, dass man sich unwillkürlich fragt, warum verschweigt sie dieses Wissen vor der Polizei? Wie kann sie ruhigen Gewissens schlafen, wenn sie die kriminellen Strukturen, die sie so gründlich durchschaut, nicht aufdeckt und somit den Tätern für immer das Handwerk legt.

So reihte Fliß 2010 in einem Vortrag auf einer von den beiden Kirchen ausgerichteten Fachtagung „Rituelle Gewalt – das Unheimliche unter uns“ folgende markanten Merkmale auf, anhand derer man auf das Vorhandensein ritueller Gewalt schließen könne:

„Anzeichen für Rituelle Gewalt

– Unerklärliche Reaktionen auf Elemente des Alltags wie auf eine Arztpraxis, Glockenklang, Kreuze, generell christliche Symbole bei Mitgliedern satanistischer Gruppen (…)

– Tragen schwarzer Kleidung, extrem schwarz gefärbte Haare, Tragen von Symbolen einer Gruppe, viele Verletzungen am Körper (Selbstverletzung oder Fremdverletzung können Ursache sein), Verbergen von möglichst viel Körper unter Kleidung, bei DIS schräg gestellte Augen bei manchen Persönlichkeiten.

– Ungewöhnliche Fehlkognitionen (…)

– Besonders angepasstes und wenig „farbenfrohes“ Verhalten (…).

– Auffällige Abwesenheit an bestimmten Kalendertagen, die für die Gruppe zu Treffen und Ritualen genutzt werden.

– Sich Wiederfinden an unbekannten Orten, früh morgens und eher weit weg von Ortschaften, sich Wiederfinden in anderen Städten, an Bahnhöfen.

– Unerklärlich viel Geld, teure Gegenstände wie Handys oder andere Kommunikationsmittel (…). Vorfinden von ungewöhnlichen Kleidungsstücken, Drogen, anderen unbekannten Gegenständen.

– Starker Druck, plötzlich weg zu müssen, und Suche nach Ausreden, um das umzusetzen.“

In der anschließenden Arbeitsgruppe erläuterte Fliß auf Nachfrage den Umstand schräg stehender Augen als Erkennungsmerkmal:

„Frau Fliß wies darauf hin, dass die verschiedenen Innenpersonen jeweils andere Gesichtsausdrücke haben; so haben Kinder z.B. ‚Kulleraugen‘ – und täterloyale schräge Augenpartien und somit einen ‚strengen Blick‘. Dieser veränderte Blick entstehe durch das durch die Täter erzwungene Ansehen brutaler Handlungen, dadurch würden die Augen zu einem Verengen gezwungen, das vermutlich durch eine Anspannung der Augenmuskeln verursacht werde.“

Was scheren die Tatsachen, solange die Fiktion zählt

Von dieser Qualität ist also die Expertise von Psychotherapeuten, die posttraumatische Belastungsstörungen nach erlittenem Kindesmissbrauch behandeln wollen. Sie ignorieren schlichte Fakten und spotten jeglicher Vernunft, mit der sie ihre eigenen Behauptungen überprüfen könnten. Solche Therapeuten sind unfähig und als solche eine Gefahr für ihr Klientel. Ja, es kümmert sie auch nicht, was Opfer ihres praktizierten und unterrichteten Missbrauches mit dem Missbrauch zu ihren Methoden und ihrem therapeutischen Unvermögen zu sagen haben.

Jenny Doe, ein Opfer induzierter Erinnerungen durch eine Psychotherapeutin, berichtet auch über das Zustandekommen des erwähnten Berichtes der Enquete-Kommission, der sie ihren eigenen Fall beschrieb, als sie noch meinte, ein Opfer rituellen Missbrauches gewesen zu sein. Ihr Fall ging dementsprechend in die Dokumentation ein:

„Ich habe während meiner Multiplen-Zeit sehr im Licht der Öffentlichkeit gestanden. Ich habe eine Selbsthilfegruppe gegründet, eine Therapeutenumfrage durchgeführt, Bücher an Verlage geschickt, Therapeuten über die Multiple Persönlichkeitsstörung aufgeklärt, mich selbst als Beweis angeführt, dass man einen Missbrauch vergessen und in der Therapie wiedererinnern kann, anderen Identitätssuchenden erklärt, wie es ist multipel zu sein, Interviews für Diplomarbeiten gegeben, der Enquete-Kommission ‚meinen Erfahrungsbericht‘ über rituellen Missbrauch zugeschickt … Doch dann stellt sich heraus, dass man mir die Missbrauchserinnerungen und die Multiple Persönlichkeitsstörung in der Therapie induziert hatte.

Ich habe allen das erklärt, was man mir falsch erklärt hat, sowohl in den Multiplen-Foren als auch in der Psychotherapie.

Und nicht nur ich. Auch eine Freundin von mir, der man die Multiple Persönlichkeitsstörung ebenfalls induziert hatte, hat mit mir zusammen die Öffentlichkeitsarbeit betrieben und ein Interview für Diplomarbeiten über die Multiple Persönlichkeitsstörung gegeben.“

Und weiter schreibt sie in ihrem eigenen Forum für falsche Erinnerungen:

„Mir ist gerade beim Aufräumen eine Diplomarbeit über die Multiple Persönlichkeitsstörung in die Hände gefallen, die u.a. auf einem Interview mit mir aufbaut.

Es erschreckt mich, wenn ich daran denke, wie man mir falsche Informationen über Erinnerungen, die Multiple Persönlichkeitsstörung (in der Therapie, in Multiplen-Kreisen) vermittelt hatte, die ich dann an andere (andere Klienten, Therapeuten, Ärzte) weiter vermittelt habe, und die sogar Einzug in Diplomarbeiten gefunden haben, die nicht nur von Professoren, sondern auch von der Öffentlichkeit, von anderen Therapeuten und Identitätssuchenden gelesen werden.

Und es erschreckt mich, wenn ich daran denke, dass auf der Basis meiner Erzählungen Studien darüber geschrieben wurden, wie es ist, multipel zu sein. (…) Allein diese eine Diplomarbeit basiert somit auf Angaben von mindestens zwei Menschen, denen ein Missbrauch suggeriert und die Multiple Persönlichkeitsstörung induziert wurden.

Auf Beschreibungen fehldiagnostizierter Multipler basieren nicht nur Diplomarbeiten, sondern auch Forschungsergebnisse, woraus dann Therapiekonzepte zur Behandlung derer, die tatsächlich multipel sind und tatsächlich missbraucht wurden, abgeleitet werden.“

Und alle stecken den Kopf in den goldenen Sand

Nicht weniger schlimm ist jedoch die Einstellung der Opferverbände und politisch Verantwortlichen, die sich dieser konzertierten Verschwörung zugunsten eines Geschäftsmodells angeschlossen haben, indem sie rituelle Gewalt und Missbrauch behaupten, obgleich sie keinerlei Anhaltspunkte dafür haben. Womit sich diese Institutionen indirekt an der absichtlichen Traumatisierung von um Hilfe suchenden Menschen beteiligen und eiskalt zusehen, wie deren Seele in einem Sumpf wirrer induzierter Phantastereien versinken. Das ist zum einen fortgesetzte Beihilfe zum „satanischen Missbrauch“ (nicht satanistischen, sic!), und zum anderen, nachdem vor 300 Jahren die letzte Hexe verbrannt wurde, eine Verhöhnung unserer putativ aufgeklärten Gesellschaft. Nur werden heute mangels Täter nur noch die vermeintlichen Opfer seelisch gemartert.

Die Gründe für dieses dumme und menschenverachtende Treiben und Unterlassen sind je nach Funktion und Status im System des Helfergewerbes anders gewichtet. Die Absicht der Opferverbände und Helferorganisationen ist ihr Renommee, denn die ist geldwert in Spenden und staatlichen Zuschüssen, was wiederum eine angemessene Präsentation ermöglicht, die sich ihrerseits als Reputation geldwert lohnt. Geschichten zum rituellen Missbrauch sind spektakulär und mediengerecht, sie bringen Aufmerksamkeit und Zuwendung. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Mitgliederzahl und die Betreuungsfälle aus. Für die tatsächlichen Opfer sexualisierter Gewalt ist dies gut. Es ist aber auch gut für die Opfer induzierter Erinnerungen, die hier Zuflucht und Anerkennung finden. Hinzukommen noch jene seelisch Erkrankten, die sich in eine Opferrolle phantasieren, da sie hierüber Identifikation und vermeintlich soziale Anerkennung finden. – Keine Talkshow ohne eine Jeanne d’Arc auf dem Opferschemel!

Auf der anderen Seite stehen die Finanziers des Helfergewerbes. Es sind mehrheitlich Politiker, die via Steuergelder und Charité ihren guten Ruf polieren; sie sind paternalistische Gutmenschen, die sich durch ihre Aufmerksamkeit und Fürsorge aus teilweise psychopathologischen Gründen ihrer selbst versichern und erhöhen wollen.

Und es sind in das System eingewobene Akteure, denen es schon allein die politische Korrektheit verbietet, zu sagen: Der Kaiser ist ja nackt, oder konkret: der rituelle Missbrauch ist eine Phantasmagorie. Hierzu zählt auch der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), wobei hier der derzeitige Amtsträger auch das Erbe verwaltet, das ihm seine Vorgängerin Christine Bergmann hinterließ. In ihrem Abschlussbericht vom April 2011 (S. 221) wiederholte Bergmann die verschwörungstheoretische Skizze der Opfermacherinnen Fliß, Huber und Konsorten.

Der aktuelle UBSKM Johannes-Wilhelm Rörig distanzierte sich aus eben jener politischen Korrektheit ebenfalls nicht von der Mär des rituellen Missbrauches, sondern führt diese weiter, indem er sie wann immer erforderlich als traurigen Tatbestand zitiert. In einem Exkurs zur rituellen Gewalt veröffentlicht er eine zwar allgemeiner gefasste Erklärung, dennoch beinhaltet auch dieser knappe Absatz genügend Stereotypen erwiesenen Unsinns wie „Mind Control“, Satanismus oder schwarze Magie.

„Als rituelle Gewalt bezeichnet man die systematische Anwendung schwerer körperlicher, psychischer und sexueller Gewalt, etwa in Sekten (zum Beispiel Satanismus, schwarze Magie), in Gruppen, die einer extremen Ideologie verfallen sind (zum Beispiel Faschismus), und insbesondere in Sex-Ringen.

Die Opfer werden systematisch, oft von früher Kindheit an, durch Konditionierung und Programmierung (‚Mind Control‘) zu Funktionalität und Gehorsam gezwungen. Durch Folter, Prostitution und Mord werden sie auf den Kult verpflichtet und abhängig gemacht. Rituelle Gewalt ist eine extreme und sadistische Form der Gewalt gegen Kinder und auch Erwachsene. Der seelische und/oder körperliche Missbrauch wird planmäßig, zielgerichtet und wiederholt ausgeübt – oft über einen langen Zeitraum, der auch Kindheit und Jugend überdauern kann, denn Ausstiegswillige werden unter Druck gesetzt, erpresst und verfolgt.“

Interessant an dem allseits fabulierten rituellen Missbrauch ist, dass man ihn stets in christlicher Tradition mit dem Satanismus in Verbindung bringt. Doch wer nur ein wenig Ahnung vom modernen Satanismus seit Aleister Crowley hat, weiß, dass die Verknüpfung von Kindesmissbrauch mit dem Satanismus einfach unsinnig ist. Für keines der behaupteten Verbrechen bietet der moderne Satanismus einen Beleg; weshalb die Opfermacherinnen auch noch nie eine Silbe über die dazugehörige Ideologie des Satanismus verkündeten. Wie auch, sie haben schlicht keine Ahnung, von was sie sprechen. Gleiches gilt auch für den UBSKM. Auch er zitiert Satanismus und schwarze Magie. Beides hat miteinander so viel gemein wie Regen und Schnee. Aber dessen ungeachtet nährt man die Schimäre weiter, weil es in den Kram passt und weil es schon die Vorgängerin so tat.

Im übrigen habe ich schon vor vier Jahren im Forum von Karin Jäckel eine entsprechende Diskussion in dem Faden „Ritueller Missbrauch ein Phantom“ geführt. Interessierte können ihn über diesen Link aufrufen.

Sum rapta, ergo sum

Wie schwierig es für mich als Opfer sexuellen und sadistischen Missbrauchs durch die Eltern in Kindheit und Jugend inzwischen geworden ist, mich online mit anderen Opfern auszutauschen, legte ich in einem anderen Faden bei Karin Jäckel ebenfalls dar.

„Ich berichte in diesem Forum, weil alle anderen mir bekannten existierenden Foren, die sich mit sexueller Gewalt respektive sexuellem Missbrauch befassen, die Annahme von ritueller Gewalt durch satanistische Sekten – wie sie etwa von den Psychologinnen Michaela Huber und Claudia Fliß behauptet werden – bejahen und sich auch intervenierend in dieser Richtung engagieren. Ebenso wird in diesen Foren behauptet, dass es keine falschen Erinnerungen an einen Missbrauch geben kann. Es wird gesagt: sobald ein Klient sich im Verlaufe einer Therapie oder durch die Befragung und Unterstützung von anderen Opfern in den Internetforen an erlittene sexuelle Gewalt zu erinnern beginnt, von der er zuvor im Laufe seines Lebens noch nicht gewusst hatte, dann fußen derartige Erinnerungen zweifelsfrei auf tatsächlichem Erleben, weil kein gesunder Mensch sich derartige Schrecklichkeiten ausdenken könne und wollte. In diesem Sinne werden Anfragen ‚… kann es sein, dass …?‘ offensiv bejaht. – Die Folge dieser Einstellung ist, dass sich immer mehr labile Menschen sich dieses Opferstatus bemächtigen und mit ihren erfundenen Geschichten die tatsächlichen Opfer schädigen, da die zur Verfügung stehenden therapeutischen Ressourcen zum Großteil von Pseudologen beansprucht werden. Gleichzeitig entstehen falsche Bilder von möglichen Opfern bei den behandelnden Psychologen, die wiederum die Behandlung tatsächlicher Opfer erschweren, beziehungsweise sie einem kafkaesken Rechtfertigungszwang aussetzen.“

Ich habe zudem guten Grund, die Nähe vermeintlich multipler Personen zu meiden, da ich selbst in den 80er Jahren, als diese Diagnose auch hierzulande Mode zu werden begann, beinahe meinen Verstand darüber verlor, da durch den erlittenen Missbrauch in mir eine starke Neigung dazu bestand, diese Diagnose, die so vieles von meiner damaligen Verwirrung erklärt hätte, für mich zu übernehmen. Ich war dabei, die Wirklichkeit zu verlieren und eine Psychose zu entwickeln. Nur durch den radikalen Schnitt mit dem Thema verlor ich mich nicht. Aus eben diesem Grund meide ich zum Beispiel auch Blogs, in denen Personen ihre Probleme mit ihrer PTBS in der ersten Person Plural schildern, da mich in diesem Zusammenhang die Wir-Form gefährlich triggert.

Ebenso kenne ich das Innenleben wie das Umfeld verblendeter Sekten zur genüge. Meine Frau wurde zum Beispiel als Kind und junge Frau mehrmals exorziert. Wobei das groteske Ritual weniger erschreckend war, als die psychische Gewalt, der sie durch die Riten ausgesetzt worden war, die zudem in ihrer Folge einen massiven Einbruch ihres Selbstwertgefühles bewirkte. Es braucht keine besondere Vorstellungskraft, um zu erfassen, was im Gemüt eines jungen Menschen vorgeht, dem man sagt: er sei vom Bösen besessen, und das müsse nun ausgetrieben werden. Genau das aber geschieht seit Jahren aktuell in hunderten von psychotherapeutischen Praxen, in die verwirrte junge Menschen – überwiegend Frauen – gehen, um ihre unbestimmte Seelennot behandeln zu lassen.

Eigentlich wäre es die originäre Aufgabe des UBSKM dieses parapsychologische Treiben zu unterbinden. Doch leider versagt er in diesem speziellen Fall an den Nachwehen einer sittlich kontrollierten Empörung (Moral Panic), die in den 70er Jahren ihren Ursprung in den USA hatte und dort längst gegen neue Erscheinungen von Moral Panic vertauscht wurde. Oder liegt sein Versagen womöglich daran, dass er ein Mann ist und es nicht wagt, den Frauen einen Wahnwitz zu nehmen? Denn wie es bereits vor 20 Jahren die Enquete-Kommission feststellte, wird diese spezielle Verschwörungstheorie überwiegend von weiblichen Protagonisten, Therapeuten wie Klienten, getragen!

Diesem Essay folgt demnächst eine Betrachtung über wahre rituelle Gewalt und Missbrauch, denen gegenüber der UBSKM auch nicht als ein weißer Ritter erscheint.

 

[1] Diese Geschichte ist ein moderner Mythos, mit nur wenig realem Hintergrund. Tatsache ist, dass die Protagonistin Niki von ihrem Vater sexuell massiv missbraucht wurde und ihre Geschichte in diesen Rahmen kleidet, um sie für sich verständlich zu machen und somit bewältigen zu können. Tatsache ist aber auch, dass ihre Konstruktion nun von vielen adoptiert wird, die womöglich ähnlich grauenhaften Missbrauch erlebten oder sich in der Opferrolle Anerkennung versprechen.
[2] „Der PTBS ähnliche Symptome können sich auch auf der Basis der subjektiven Annahmen über vermeintliche, objektiv nichtstattgefundene traumatische Erlebnisse ausbilden und bieten deswegen keine Hinweise darauf, dass sich das behauptete Ereignis auch tatsächlich zugetragen hat.“ Aussagen über traumatische Erlebnisse. Prof. Dr. Renate Volbert. Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie. February 2011, Volume 5, Issue 1, pp 18-31. Date: 01 Feb 2011

Nachtrag

Das Blog NICHT-Feminist weist im Zusammenhang auf meinen Beitrag auf die schwedische Dokumentation „Könskriget“ – „Der Genderkrieg“ hin. In ihr geht es um den Einfluss radikaler Feministen auf Politik und Gesellschaft und im besonderen um deren Behauptung, dass sich Männer (das Patriarchat) zu satanistischen Sekten zusammengeschlossen habe, um durch rituellen Missbrauch Frauen gefügig zu machen und deren politischen Einfluss zu beschneiden und zu kontrolliern. Hierdurch wurde eine Moral Panic aufgedeckt, dennoch dürfen nach der Erstausstrahlung Teile der Dokumentation in Schweden nicht mehr gezeigt werden.
Link zum NICHT-Feminist.
Link zur englischen Wikipedia.

 

20 Gedanken zu “Die Mär vom rituellen Missbrauch

  1. Wie erklären Sie die Fälle, in denen Kinder ohne vorangegangenen Kontakt zu Therapeuten detaillierte Beschreibungen von rituellem Missbrauch abgegeben haben?
    Laut Ihrer Aussage entstammen solche Aussagen ja allein der Phantasie der Therapeuten.
    Ich habe selten einen solch einseitigen und difamierenden Artikel gelesen. Bei mir stellt sich da die Frage, wessen Interesse sie eigentlich vertreten.

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    • Ja ich frage mich auch welche Interessen Lotosritter hier verfolgt! Wobei die Lotusblüte durchaus als Symbol für Transformation und Neubeginn eine Bedeutung im Satanismus spielt!
      Zudem war der Lotos neben dem Skarabäus das wichtigste Symbol für Regeneration und Auferstehung im alten Ägypten! Und daher kommt ja der Satanismus…..aus dem alten Ägypten Also sehr komisch, denn von dir Mär vom rituellen Missbrauch, kann definitiv nicht gesprochen werden! Dazu gibt es zu viele Beweise! Mittlerweile kann man auch hier http://hampsteadchristchurch.com/ auf offizielen Seiten von z.B. dem obersten nationalen Polizeirat kommen.

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      • Nun ja, die Infamie, mich wegen meiner Kritik an der Behauptung des „rituellen Missbrauches“ (sprich satanischen Missbrauches) als Satanisten zu denunzieren, geschieht mir nicht das erste Mal. Es ist typisch für die Anhängerschaft der Pseudologen, die satanistischen Missbrauch mit Splatterstories untermauern und dem obsoleten Modell der multiplen Persönlichkeit nachhängen, dass sie Kritiker ihrer Verschwörungstheorie als Satanisten bezichtigen und versuchen, sie zu stalken. Sie offenbaren damit außer ihrem miesen Charakter nichts.

        Ich habe Ihren grenzwertigen – weil mich in beleidigender Absicht verfassten – Kommentar nur deshalb durchgelassen, weil er das unterirdische Niveau umreißt, auf dem von derlei Pseudologen argumentiert wird. Sie sollten sich schämen, mich, ein Opfer des Seelenmordes, mit der Täterschaft ihrer kranken Phantasie in Verbindung zu bringen. Dies entwürdigt einerseits Sie selbst, indem Sie zeigen, dass Sie keinen Respekt vor Opfern sexuellen Missbrauchs haben, sobald diese berechtigte und belegte Zweifel an Ihrer Verschwörungstheorie vorbringen.

        Zudem tun Sie Ihrem Anliegen keinen Gefallen, wenn Sie die von Ihnen verlinkte Seite, als Argumentationsstütze heranziehen. Pizzagate ist derzeit eine gängige abstruse Bezichtigung gegen den Clinton-Clan. Auch zu behaupten, dass Pamela Anderson eine Kannibalin sei, ist bösartiger Blödsinn. Sich mit dieserart Unflat gemein zu machen, lässt mich nur vermuten, dass Sie psychotherapeutisch schwer geschädigt worden sein müssen. Dahingehend empfinde ich Mitleid mit Ihnen; denn ein induzierter Missbrauch unterscheidet sich in seinen Folgen und Auswirkungen kaum von einem real erlebten.

        Mich mutet die Seite der Hampstead Christ Church wie ein Rückfall in die Zeit der Hexenverfolgung an. Nur mit dem Unterschied, dass damals aufgrund derlei abstrusen Behauptungen viele Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt wurden. Gleichwohl gingen im Zuge des Massenwahns, den Teufelsaustreiber in den 80er Jahren anstifteten, viele Menschen für Jahre ins Gefängnis, weil sie den Falschanschuldigen der von Psychotherapeuten unterstützten Pseudologen zum Opfer fielen, die für sich einen sexuellen Missbrauch im Rahmen satanistischer Rituale behaupteten.

        Im übrigen ist Ihre hergeleitete Verbindung der Lotossymbolik mit dem Satanismus nur ein Blödsinn mehr, nämlich ein einzigartiger. Ihre skizzierter Zusammenhang von Satanismus und Ägypten ist unhistorisch. Hier fallen Sie auf die Deutung des Morphinisten Aleister Crowley herein, der die Einheit von Seth und Satan behauptete. Begründet hat er sie, indem er eine Verknüpfung der Katalognummer 666 für eine Stele im ägyptischen Museum und dem Tier 666 des Apokalyptikers Johannes herstellte und daraus eine ihm gewährte satanistische Offenbarung phantasierte, worauf er sich fortan als der leibliche Antichrist wähnte.

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        • Tja nur dumm gelaufen! Ich kann dir leider ganz genau zeigen wo Satanisten ihre Ritualle abhalten! Ich bin nämlich betroffene Mutter des Jugendamtes Münster….ja genau da wo das Bistum ist! Und Münster ist eine Hochburg für sra und tbmc! Und wenn man sich in dieser Stadt so gut auskennt wie ich ist es nicht schwer auszuloten wo der rituelle Missbrauch stattfindet! Leider kann man da als Einzelperson nicht viel gegen tun, ausser alles immer gut zu protokollieren!

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          • Wenn Sie von der Vorbereitung solcher Straftaten wie Kindesmissbrauch wissen, müssen Sie diese anzeigen. Andernfalls machen Sie sich nach § 138 StGB schuldig. Moralisch sind Sie in jedem Fall mitschuldig an dem Leid der Kinder, solange Sie die Taten, von den Sie wissen, nicht zur Anzeige bringen.

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          • Ich habe Ihren Link gelöscht. Dies ist eine Kommentarfunktion und kein Linksampler. Außerdem möchte ich diese Splattergeschichten in keiner Weise unterstützen. Wenn Sie Argumente haben, die meiner Ansicht widersprechen, bitte gerne, aber keine kommentarlosen Links posten.

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          • Sorry übrigens der Link zumindest nicht dieser war gar nicht für dich gedacht….wollte dir eigentlich einen anderen mit kommentaren schicken! Ich habe jetzt aber umdispuniert, denn ich brauche schon lange eine eigene Website…..die will ich nun fertig machen und ich brauche da jemanden kritischen…..und da dacht ich an dich! Also ich mach mal fertig….dauert n bissl….erstmal durchsteigen! Ich sag dir dann Bescheid

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        • Danke. Sie haben in zwei Posts auf Dispute bei Facebook zum Hampstead-Fall hingewiesen und längere Auszüge daraus gepostet. Ich habe diese gelöscht, da sie zu dem von mir geschilderten Problem zu weit wegführen. Dafür setze ich hier einen Link zum Allmystery-Forum in dem Sie zeitgleich dieselben Texte veröffentlicht haben. Dort wird auch die Diskussion zum Fall – den auch ich übrigens für einen Hoax halte – entsprechend kontrovers geführt. Eine solche Diskussion ist an dieser Stelle nicht möglich, da die Kommentarfunktion hier hierfür ungeeignet ist.

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          • Das waren keine Dispute, ich habe gar keinen Link gepostet. Warum würden sie das sagen? Es waren die Übersetzungen des aktuellen Statements der Mutter und der Webseite der Mutter freethehampstead2.com, welche ich hier rein kopiert habe.

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  2. Kinder werden von Erwachsenen, die sie zu Fällen befragen, entsprechend beeinflusst. Wie das geht können Sie am Montessori-Prozess, ein Fall aus Münster, wo sich das Bistum auch heute noch als Aufdecker vermeintlichen satanistischen Missbrauchs versteht, nachlesen.

    Ich habe nicht geschrieben, dass die gleichlautenden Aussagen der vermeintlichen Opfer, allein der Phantasie der Therapeuten entstammen, sondern ebenso in entsprechenden Büchern, Filmen und Internetforen dieser Splatter verbreitet wird.

    Insofern Sie selten einen solch einseitigen und diffamierenden Artikel gelesen haben, sollten Sie Ihr dahingehendes Informationsdefizit auffüllen. Hier ein Link zu einem Aufsatz von Ina Schmied-Knittel Beispielanalyse: »Satanisch-ritueller Missbrauch«.

    Wessen Interessen ich vertrete, können Sie hier nachlesen.

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  3. Und haben SIE ihre Täter angezeigt? Darauf weisen Sie ja immer wieder hin! Außerdem gibt es Bewise für Rituellen Missbrauch-auch wenn Sie das nicht glauben wollen. Und die False Memory Bewegung, die Sie ja anscheinend unterstützen, sollte mal besser recherchieren- dann kommt auch nicht so ein Mist dabei raus. Wollen Sie das Ihr Missbrauch nicht ernst genommen wird? Verdängung ist natürlich auch eine Möglichkeit.

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    • Ich habe die Täter nicht angezeigt. Als meine PTBS ausbrach, waren sie bereits gestorben. Ansonsten empfinde ich Ihre Bemerkung unnötig aggressiv und mir gegenüber diskriminierend.

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    • Ihre teuflische Bösartigkeit ist armselig. Ja, sie ist typisch für Leute wie Sie, die „rituellen Missbrauch“ scheinbar abwehren wollen. Sie greifen Personen wie mich, die sich mit dieser Form des Missbrauchs mit dem Missbrauch auseinandersetzen an, indem Sie sie beleidigen und diffamieren. Ich weiß nicht, was mit Ihnen geschehen ist, aber Sie haben mit Ihrer Beschäftigung mit dem Thema erkennbar jeden Anstand verloren.
      Schlafen Sie Ihren Silvesterrausch aus und schämen Sie sich!

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    • FMF bedeutet was? Und für wen betreibe ich „abartige“ Lobbyarbeit? Und könnten Sie Ihre Kritik auch in verständlicher Weise kundtun und begründen?

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