Seelenmord ist Seelenmord war Seelenmord

Dieses Blog heißt: „Lotoskraft – Leben nach dem Seelenmord“. Und das ist derzeit der letzte Vers, das Senryū  Nummer 233,  von meinem Lied zum Seelenmord:

„Schrei und kreisch der Ton
Meiner Träume jede Nacht
Ein gesunder Schlaf.“

Ich dichte an diesem Zyklus seit 2012, seit meiner ersten Traumatherapie, und besinge damit Stationen der Therapiesitzungen. Häufig entstanden dazu auch Missbrauchsabbildungen, in die ein Vers eingearbeitet ist. Es sind Abbildungen von meiner seelischen Wahrnehmung meines erlittenen Missbrauchs, die ich ebenso zur Therapie begleitend zeichne und male. Sie haben nichts mit Pornografie zu tun. Ebensowenig wie mein Lied zum Seelenmord Kindesmissbrauch besingt.

Einige Wortklauber und Wortverdreher sind mal wieder dabei, den Überlebenden von Kindesmissbrauch die richtigen, die wahren Begriffe auszureißen und politisch korrekte Begriffe einzupflanzen. In den letzten Wochen und Monaten rupften sie an „Kinderpornografie“ und „Kindesmissbrauch“ und begründeten dies mit intellektuell unzulänglichen Argumenten. Kinderpornografie soll Missbrauchsabbildung genannt werden, weil sie nicht wie Pornografie einvernehmlich unter Erwachsenen produziert würde. Nun, wer dies behauptet hat keine Ahnung von Pornografieproduktion und noch weniger Ahnung von den beteiligten Darstellern, die in ihrer Mehrheit nachinszenieren, was sie als Kind durchleben mussten, nämlich Missbrauch, sexuelle Gewalt und Ausbeutung. Dagegen ein euphemistisches Bild, das die Produzenten pflegen, um von ihrem Menschenhandel abzulenken, zu verwenden, um den Begriff „Kinderpornografie“ zu denunzieren, ist unredlich. Kinderpornografie ist ebenso – nein, weit schlimmer noch – Verbrechensabbildung wie die Mehrheit der „erlaubten“ Pornografie.
Das Wort Kindesmissbrauch soll gleichfalls nicht verwendet werden, weil er vortäusche, dass Kinder auch richtig gebraucht werden können. Als würde es den Wohlbrauch von Kindern nicht geben, indem man Kindern schenkt und gibt, was jedes Kind braucht, nämlich Liebe, Zuneigung, Fürsorglichkeit, Seelenpflege und Vertrauen.

Der Betroffenenrat beim UBSKM wurde am 8. November 2019 bei der Justizministerin Lambrecht vorstellig, um für die Abschaffung des Begriffes Kinderpornografie zu werben (Link). Ja, das sind echte Sorgen für den Kinderschutz. Und auf einer eigenen Seite argumentiert der UBSKM aus der Sicht der Täter, warum Kinderpornografie das falsche Wort wäre (Link). Argument: weil der Täter bei Kinder–Pornografie ja nicht darauf käme, dass hier echte Kinder vor der Kamera echt vergewaltigt würden und er ein illegales „Produkt“ konsumiere. Dabei ist es häufig der Konsument selbst, der bei der Dokumentation von Kindesmissbrauch Regie führt.

Jetzt also ist der nächste Begriff dran: „Seelenmord“ geht ja gar nicht! Das ist ja fast so schlimm wie Kinderschänder. Das ist ja eigentlich schon Nazi. Ich bloggte über den Begriff Kinderschänder und über die politisch korrekten Sprachpfuscher, die auch keine Opfer oder Überlebende mehr dulden wollen vor vier Jahren (Link). Ich habe die heutige Sendung nicht gesehen, bei der in einer Diskussion jemand den Begriff Seelenmord vom Tisch wischte. Doch ich las die Aufregung bei Twitter und möchte deswegen hier einige Statements veröffentlichen, die ich im Zusammenhang mit diesem Begriff öffentlich wie privat gab. Ja, ich hege eine tiefe Abneigung gegen derlei Sprachklauber und Zensoren. Sie passen in Orwells Wahrheitsministerium aus dem dystopischen Roman 1984. Sie maßen sich Rollen an, in die niemand guten Gewissens schlüpfen sollte. Sie sind Bevormunder, Denunzianten und Pharisäer. Ihre Rollenspiele sind derzeit besonders en vogue, wo es doch darum geht, eine neue Zeit und einen neuen Menschen zu schaffen. Etwas, um was es immer wieder geht, das aber gegenwärtig mit extra viel Penetranz und Dummheit verfolgt wird. Wir werden sehen …

Doch nun zu meinen abgelegten Gedanken zum Seelenmord.
Das Bild Eingangs dieses Blogs ist von Zdzisław Beksiński. Ich nannte es „Feldzeichen Seelenmord“ und dichtete dazu das Lied 221

„Missbrauch löscht das Licht
In aller Kinder Augen
Das ist Seelenmord.“

Twitter

In meiner Timeline bei Twitter stand über viele Monate dieser Text:

Warum ist Kindesmissbrauch #Seelenmord?
Weil das traumatisierte Opfer über das, was ihm angetan wurde, nicht mehr hinauskommt. Seine Seele kann sich nicht mehr entwickeln. Sein Leben ist an diesem Punkt stehen geblieben.
Therapeutische Hilfe ist langwierig und schwierig …

Talking about sexual Trauma

Im Blog „Talking about sexual Trauma“ kommentierte ich zum Beitrag „Opfer, Betroffene, Überlebende?“ (Link):

Ich denke, welchen Begriff man für sich als Verbrechensopfer selbst wählt, ist auch eine Frage der psychischen Entwicklung nach der Tat.
Zum Begriff Überlebender. Wenn man eine schwere Krankheit oder einen Unfall überlebte, ist man sicher ein Überlebender, aber man nennt sich kaum so. Dieser Begriff wird überwiegend von Überlebenden der Shoa und des sexuellen Missbrauchs in der Kindheit benutzt. In beiden Fällen bedeutet die Verwendung dieses Begriffs auch die Behauptung, dass man die Opferrolle überwunden habe. Ich verstehe mich in diesem Sinne zwar auch als Überlebender, weil ich das Erlittene zudem als Seelenmord bezeichne, aber ich nenne mich selbst im Gespräch nur selten so. Für gewöhnlich gebrauche ich dabei doch den Begriff Opfer. Er klingt mir weniger pathetisch.

Mein Therapieziel bezeichne ich seit Ausbruch der akuten PTBS, indem ich sage: „Ich möchte komplett werden.“ Denn derzeit empfinde ich mich noch als zerbrochen. Vielleicht nenne ich mich am Ende, falls ich als gut gekitteter Scherben überleben kann, als „Kompletter“. Derzeit bin ich davon aber vermutlich noch weit entfernt.

Im Blog man-tau …

… kommentierte ich in einem Artikel über Feminismus (Link):

Wenn ein Unglück geschah, zum Beispiel eine Fähre im Meer versank, dann spricht man von den Geretteten als von Überlebenden. Der Begriff ist daher in einer Weise üblich, in anderer Weise aber auch ambig.
Hingegen haben inzwischen viele Opfer erlittener sexueller Gewalt in Kindes- und Jugendjahren die Bezeichnung „Überlebender“ für sich auch deshalb angenommen, weil sie sich eben nicht als Opfer mehr verstehen wollen, sondern eben wie Überlebende eines schrecklichen Unglückes, Wege suchen und finden, um mit ihrer seelischen Traumatisierung zu überleben. Somit holen Sie sich mit der Verneinung fortwährenden Opferseins ihre Selbstbestimmung wieder zurück. Insofern verwenden sie für die erlittene Tat auch häufig den Begriff „Seelenmord“, der ebenso das Ausmaß der Verletzung als auch ihren Überlebenswillen zeigt.

Detlef Zander mailte ich …

… am 10. September 2018 Ja, die Wortklauber um die politisch oder therapeutisch korrekte Sprache haben stets Anlass, sich zu bücken und etwas aufzuklauben, damit sie es verwerfen können. Und dazu die zartbittere Gefühlsaufzählung wie aus einem Werbeclip für eine Lebensversicherung. Sei’s drum, durch das, was mir an Missbrauch und Misshandlung widerfahren ist, leide ich u.a. an Alexithymie, sprich Gefühlsblindheit, da ist nicht viel mit hüpfen, lachen, fühlen … Ich bin ja schon glücklich, dass ich heute bei Filmen manchmal weinen kann.

Die Seele wurde zerbrochen. Sie wurde erdrosselt. Sie war tot. Erst nähten wir, weil physisch noch am Leben, was greifbar war zusammen, später nähten wir mit Hilfe von Therapeuten, so entstand ein Flickenteppich einer neuen Person, der wir wie Frankenstein ein wenig Seele einhauchten. Das was ursprünglich in uns angelegt war, konnte sich jedenfalls nicht entwickeln. Und das ist Mord, kein Totschlag; denn es geschah heimtückisch und aus niederen Beweggründen.

Zudem sind die Spuren des Missbrauchs in meinem Brägen zu sehen. Ich bloggte hierüber:
Überhaupt, da ist auch der Punkt, wo mir die Kümmerer in den Vereinen auf den Senkel gehen, wenn sie meinen, uns gängeln zu können. Sie, Herr Zander, mögen zum Beispiel wie Norbert Denef den Begriff Opfer nicht, und sprechen lieber von Betroffenen. Ich hingegen halte an dem Begriff Opfer fest; doch es würde mir nie einfallen, ihnen deswegen einen Stupser zu geben, damit sie meiner Richtung folgen.

Auch hierüber habe ich gebloggt:

In meinem Blogbeitrag …

… „Die katholische Kirche will sich erneuern, damit alles beim alten bleiben kann“ schrieb ich unter anderem zum Seelenmord (Link):

Und dann die Floskel „bis zur völligen Heilung“, klingt beinahe wie die schwachsinnige Note 1 im Arbeitszeugnis: „zu unserer vollsten Zufriedenheit“. Wessen Seele einmal, mehrmals zerbrochen wurde und abgestorben ist, der wird niemals mehr heil werden. Er bleibt ein Zerbrochener, der einen Seelenmord überlebte, und die Trümmer seiner Seele werden, wenn überhaupt nur unter wuchernden Narben zusammenwachsen. Wer den Seelenmord an einem vergewaltigten Kind vollkommen ausheilen möchte, der muss schon ein Gott, ein Schöpfer, sein, denn er müsste eine Seele erschaffen, die vor dem Verbrechen manifest war. Ja, diese Floskel lästert den Gott, der einst das von seinen Priestern missbrauchte Kind beseelte.

Zum „Kentler-Experiment“ …

… des Berliner Senats bloggte ich (Link):

Genau das aber ist der Punkt, der mich erzürnt. Immer noch glauben diese guten Menschen, diese moralischen Dilettanten, dass der Mensch über seine Sexualität Befreiung und Emanzipation erfährt und hierdurch die Allmacht der Mächtigen gebrochen wird. Und immer weiter pfuschen und experimentieren sie somit mit Menschen und vor allem mit Kindern und Jugendlichen, damit diese nicht ebenso verkümmerten Wichte werden, wie es diese „Politiker“ selbst längst sind. Nein, frei wird der Mensch nicht durch seine Sexualität, sondern durch seinen Geist. Sexualität aber ist dafür der Angriffspunkt, durch den man Menschen überwältigen und ihre Seele zerstören beziehungsweise zwingen kann. Deswegen haben sich die Mächtigen schon von jeher um die Sexualität ihrer Untertanen gesorgt, um sie am Gängelband führen zu können. Deswegen kümmern sich die Politikdarsteller auch heute ebenso darum. Und deswegen heißt dieses Blog im Untertitel auch „Leben nach dem Seelenmord“, weil ich an Leib und Seele erfahren habe, wie aufgenötigte Sexualität ein Leben in den Schatten und in den Untergang drängt.

Zur Scheinheiligkeit der Kirchen …

… und dem Titel „Strukturen des Missbrauchs am Beispiel der Kirchen“ schrieb ich (Link):

Abgesehen davon, dass sie das Du in ihrem Gebet klein schreiben und somit ihre lichtgeschwängerte Kumpanei mit dem Höchsten bezeugen, prangt es von selbstherrlicher Willkür die jeden Willen zum Machtmissbrauch auszeichnet. Sie, die Kleriker, haben die Macht Kinder willkürlich zu missbrauchen, und sie haben die Macht, sich selbst durch ein Hochamt zu exkulpieren. Dahinter steht die Mentalität von Narzissten und Psychopathen, und wer sich mit einer Kirche näher einlässt, wird alsbald zu spüren bekommen, wer hier Herr und wer G’scher ist. So bietet die katholische Kirche Opfern von Kindesmissbrauch 5.000 € „Entschädigungszahlung“ für das erlittene „Unrecht“ an. Der Seelenmord an einem Kind ist in den Augen dieser Gerechten ein Unrecht, mehr nicht. Es ist die elende euphemistische Sprachpanscherei, die sich selbst verbietet, Kinder missbrauchende Verbrecher Kinderschänder zu nennen und Kindesmissbrauch nicht mehr Straftat, Verbrechen oder gar Seelenmord, sondern nur Unrecht, also so etwas ähnliches wie Falschparken oder Schwarzfahren.

Dieserart Beispiele gibt es noch viele mehr, nur zu guter Letzt möchte ich an dieser Stelle wiederholen, was ich in meinem Blogbeitrag „Niemand will die Folgen von Kindesmissbrauch sehen“ bloggte (Link):

Kindesmissbrauch, Kindesmisshandlung, Kindsvernachlässigung sind Seelenmord, und je länger diese Umstände dauerten, umso größer sind die allein die physischen Schäden in den Gehirnen der Kinder und späteren Erwachsenen. Sie sind zum Teil irreversibel. Selbst wenn der Betroffene um die Ursache seiner Persönlichkeits- und Verhaltensstörung weiß, wird er die Störung nicht mehr überschreiben können, sondern nur durch langwierig eingeübte Fertigkeiten soweit eindämmen, dass er ein annähernd unauffälliges Leben führen kann, ohne sich dabei selbst zu schädigen oder zu verletzen, auch ohne eine Reviktimisierung durch seine Mitwelt zu provozieren, oder sich durch sinnlos redundante Nachinszenierungen in destruktiven Stimmungen zu verlieren.

Nein, der Begriff Seelenmord entspringt keiner Hybris, er ist kein Hyperbel sich selbstüberschätzender Missbrauchsopfer, sondern er triff wohl überlegt, das was einem missbrauchten, vergewaltigten, vernachlässigten und misshandelndem Kind geschieht, seine Seele, seine Psyche wird erdrosselt, zerstückelt und getötet und wer es immer noch nicht wahrhaben will, der mag seinen Brägen bei passender Gelegenheit selbst via Computertomografie betrachten und sich vom Röntgenfacharzt die missbrauchsbedingten Anomalien zeigen lassen. Und wem der Begriff nicht passt, der sollte ihn auch nicht benützen, aber jenen, die ihn wohlbedacht verwenden, nicht despektierlich gegenübertreten.

Ein Gedanke zu “Seelenmord ist Seelenmord war Seelenmord

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