Curriculum des Missbrauchs

Lotosritters Seelenmord und Überleben

1950 in Bayern geboren; 3. von vier Geschwistern, 2 ältere Brüder, 1 jüngere Schwester. Altersabstand der Geschwister etwa 2 Jahre zueinander.

Bis Ende Dezember 1955 daheim in großbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen. Betreuung durch Kindermädchen. Früheste Erinnerungen (wahrscheinlich ab dem 4. Lebensjahr) an rituell exerzierte Prügel mit dem Rohrstock durch den Vater.

Herbst 1955 Konkurs des Vaters.

1956 Januar. Auflösung des elterlichen Hausstandes. Alle vier Kinder kommen in Waisenhäuser der Inneren Mission. Ich wurde bis 15. März bei Nachbarn untergebracht. Die beenden ihre Fürsorge, nachdem ich beginne, nachts einzunässen. Die Buben kommen in ein Waisenhaus für Knaben. Sie werden voneinander getrennt und auf drei verschiedene Gruppen gleichaltriger Kinder verteilt. Die Schwester kommt in ein Waisenhaus für Mädchen.

1956 Einschulung mit 5 Jahren.

1956 Erste sexuelle Übergriffigkeit der Mutter. Sie zeigt mir auf der Toilette des Waisenhauses ihre Vagina („Hier kommen die kleinen Kinder raus“).

1959 Sadistischer Missbrauch durch einen Rummelsberger Bruder im Waisenhaus Spengelhof der Inneren Mission.

1959 Beobachtung von sexuellem Missbrauch einer Heimerzieherin an einem Jungen.

1961 Zehnjährig: Ende des Heimaufenthalts und Rückkehr nach Hause, in eine kleine Zweizimmerwohnung. Die Schwester kam im Herbst zuvor aus dem Heim. Die rituellen Prügelexekutionen durch den Vater werden fortgesetzt (Rohrstockschläge auf das nackte Gesäß, vorne über gebeugt, jeder Schlag reißt die Haut blutig auf). Die Anlässe sind willkürlich und nicht zu durchschauen.

Die Zeit im Heim empfinde ich seitdem – trotz des Missbrauchsgeschehens – als die glücklichste Zeit meiner Kindheit, obgleich auch diese Spanne alles andere als gut war.

Die Mutter arbeitet als Sekretärin, der Vater ist daheim und betätigt sich als Schriftsteller. Beide Eltern trinken. Der Vater verwehrt mir den Übertritt ins Gymnasium. Nur der mittlere Bruder wird später einen mittleren Schulabschluss besitzen.

1962 1. Mai: Der mittlere Bruder kommt aus dem Heim.

1962 Sommer: Im Ferienlager betrinke ich mich elfjährig erstmals bewusst. Von da an suche ich Gelegenheiten zum Trinken, und bin wenigstens einmal im Monat betrunken.

1962 Herbst: Der älteste Bruder kommt im 2. Lehrjahr aus dem Heim nach Hause. Sein Salär weckt die Begehrlichkeit des Vaters. Wir vier Geschwister hausen nun in der Zweizimmerwohnung in einem etwa 16 m² großem Raum, der der Familie auch als Esszimmer dient. Jede Nacht müssen wir das Schlaflager aufbauen und jeden Morgen abbauen.

1962 Ich besuche für ein Jahr die Mittelschule.

1963 Winter: gerade 12 Jahre geworden, kopulieren die Eltern in meinem Beisein.

Die Parentifizierung durch die Mutter mir gegenüber erhält Struktur. Sie klagt bei mir über den Vater. Formuliert Erwartungen an meine spätere Berufswahl. Weiht mich in ihre Geheimnisse ein. Ihre sexuelle Übergriffigkeit wird subtiler. Waschen in der Badewanne. Übermäßiges Schmusen. Meinen Kopf gegen ihre Scham drücken.

1963 Sommer: Vergewaltigung durch einen zwei Jahre älteren Jungen im Ferienlager.

1964 Winter: Die Familie zieht in ein Dorf in eine 100 m² große 3-Zimmerwohnung. Ich teile das Esszimmer mit meiner Schwester als Kinderzimmer.

1964 Ende der Volksschule. Da ich erst 13 Jahre alt bin, kann ich noch keine Lehre antreten und gehe für ein Jahr auf eine berufsqualifizierende Schule in München.

1965 Januar: Der älteste Bruder zieht 18jährig aus und zur Untermiete in die Stadt.

1965 Beginn der Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann. Von da an betrinke ich mich mehrmals wöchentlich. Beginne auch mit den Eltern zu zechen. Manchmal auch mit der Mutter alleine.

1966 15jährig, Beischlaf mit der Mutter.

1966 Massive sexuelle Übergriffe durch eine Geschäftspartnerin der Lehrfirma. Sie enden mit Ende der Lehre.

1966 Herbst. Der mittlere Bruder zieht 18jährig aus und nimmt ein Zimmer zur Untermiete in der Stadt.

1967 16jährig fortgesetzter Missbrauch durch die 18 Jahre ältere Freundin des ältesten Bruders über drei Jahre.

1967 Gewaltsamer sexueller Missbrauch durch den Vater

1968 Abschluss der Lehre.
Die Schwester läuft öfters von zu Hause weg. Begeht einen Mordversuch. Kommt nach drei Monaten psychiatrischer Forensik mit Auflagen wieder nach Hause.
Ich werde Zeuge, wie sich der Vater an der Schwester sexuell vergeht.
1969 Die Schwester wird wegen Mordversuchs (Motiv: Vertuschung eines Diebstahls) angeklagt und zu vier Jahren Jugendhaft auf Bewährung verurteilt. Sie bleibt ohne Berufsausbildung bis zu ihrer Heirat 1989 zu Hause und die „Buhlschaft“ des Vaters.

1970 Zivildienst. Lerne meine Frau kennen. Erste Erfahrungen mit illegalen Drogen und Abusus mit Psychopharmaka.

1972 Heirat und Geburt unseres Sohnes. Wohnen für ein Jahr in Hamburg.

1973 Vergewaltigung durch die einstige Freundin des ältesten Bruders.

1973 – 1977 sieben verschiedene Anstellungen. Zunehmender Drogenkonsum. Massive Polytoxikomanie.

1975 Unser Sohn verliert aufgrund von Enzephalitis und Meningitis sein Gehör. Meine Frau springt im Tablettenrausch aus dem 5. Stock und überlebt.

1977 Abschluss meiner Fortbildung zum Handelsfachwirt.

1978 Beginn meiner Tätigkeit als freischaffender Künstler.

1978 Herbst: Meine Frau wird clean.

1979 Herbst: Ich werde clean und lebe seitdem drogenfrei.

Bis 1986 neben künstlerischer Beschäftigung verschiedene Tätigkeiten als Entrümpler, Nachtwächter, zuletzt Fotoassistent. Seit 1986 überwiegend als Sachbuchautor tätig.

1987 Massive sexuelle Übergriffe durch eine Frau in einer Selbsthilfegruppe.

1993 Stirbt der Vater (hatte mit ihm seit 1970 nur noch sporadisch Kontakt, die letzten 10 Jahre nicht mehr).

2000 Beginn einer ersten Psychotherapie (insgesamt 24 Stunden) wegen des sexuellen Missbrauchs durch die Mutter.

2008 Antrag auf Änderung des Familiennamens. Der Antrag auf Namensänderung bedingt, mich hinsichtlich der sadistischen Exekutionen durch den Vater und des sexuellen Missbrauchs durch die Mutter zu „outen“.

2009 Meinem Antrag auf Namensänderung wird stattgegeben.

Mit der Namensänderung wird der endgültige Bruch mit der Familie manifest. In der Folge drängen die unterdrückten seelischen Belastungen der Kindheit und Jugend an die Oberfläche. Ich beginne, in entsprechenden Internetforen zum Missbrauch zu schreiben.

2011 Es entwickelt sich eine starke Nesselsucht (sie hält auch heute noch an). Im Sommer entschließe ich mich, wieder eine Psychotherapie aufzunehmen. Im Juli werde ich durch eine Psychiaterin wegen einer PTBS krank geschrieben. Die Mutter stirbt (seit dem Tod des Vaters traf ich sie sporadisch, die letzten 5 Jahre nicht mehr). An ihrem Todestag beginne ich zufällig mit einer ersten probatorischen Stunde zur Traumatherapie.

2011 Im Oktober nehme ich eine psychotherapeutische Behandlung auf. Mit Beginn der Traumatherapie schreibe ich nicht mehr in Internetforen Betroffener.

2012 Im Oktober werde ich wegen kPTBS vorzeitig verrentet.

2014 März: Die Therapie endet nach insgesamt 100 Stunden VT (inkl. der 10 probatorischen Stunden).

2014 April: Ich setze, nachdem der Fonds sexueller Missbrauch die Kosten übernimmt, die Therapie nahtlos bei einer neuen Therapeutin fort.

2016 Spätherbst: Ich beginne mit der Suche nach einem neuen Therapeuten, um wieder möglichst nahtlos die Therapie fortzusetzen.

2016 Oktober: Nach rund 100 Stunden endet auch die Therapie (VT) bei der zweiten Therapeutin, da das Budget des Fonds aufgebraucht ist.

2017 Januar: Nach probatorischen Stunden bei 10 verschiedenen Therapeuten beginne ich eine analytische Therapie, die ich nach fünf Stunden wieder abbreche, da die Therapeutin übergriffig wurde.

2017 Herbst: Beginn einer neuen Psychotherapie bei der Traumaambulanz der örtlichen Universität.

2018 Ich breche endgültig mit der Familie, indem ich auch den letzten Kontakt zu einem Bruder einstelle.

2019 Juni. Die 93jährige Schwiegermutter erleidet sexuelle Übergriffe durch einen Altenpfleger im Seniorenwohnstift Augustinum. Sie war als 8jährige bereits Opfer von Kindesmissbrauch.

2019 Sommer. Ende der Psychotherapie bei der Traumaambulanz. Ich denke, dass ich annehmbar überleben kann.

2020 Beginne ich nach sich verstärkender Depersonalisation und Ich-Dystonie eine stabilisierende Therapie bei der ersten Therapeutin, die mich von 2011 bis 2014 begleitete.