Eine gute Weile

Kragenbaer 005

Ein Tag, an dem es mir gut geht. Einmal laute ich alleine gut hörbar auf der Straße. Doch es gibt weder Tristesse noch Intrusionen, noch Flashbacks, nur ein unangenehmer Blick in den Spiegel, dann ist auch das schon wieder vergessen. Ruth fällt es auf. Unterwegs zum Markt stellt sie fest: Heute geht es Dir gut. Ich schweige eine Weile. Freue mich, dass es aus mir strahlt, und stimme ihr dann zu. Es ist eine besonders schöne Weile. Ich sage zu ihr: Wenn es so bliebe, wie es heute ist, könnte ich damit auf Dauer auskommen. Wissend um das, was mir geschehen ist, wissend um die Verletzung und die notwendige Achtsamkeit, um weiter zu genesen. Vergessen ist nichts, die Qual ist Teil meiner Geschichte, doch sie quält mich nicht, selbst wenn ich daran denke; und ich muss an sie denken. Da ist zuviel in der Welt, das auf meine Geschichte verweist. – Später in der Gruppe spreche ich über diesen ungewöhnlichen Moment und bin froh, dass ich durch die vier Jahre Therapie gegangen bin und weiter gehe. Es ist etwas erreicht worden. Ja, meine ich, so kann ich es wagen, alt zu werden und sauber zu bleiben. Solange ich offen bleibe …

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