Der öffentliche Knabe

Offensichtlich gehe ich dazu über, in diesem Blog – aufgrund meiner persönlichen kindlichen Gewalterfahrung – gegen Gewalt und Missbrauch in jeglicher Form wider Kinder und Jugendlichen und speziell gegen die verschwiegene sexuelle Gewalt gegen Jungen zu schreiben. Jedenfalls löst dies ein wenig meine Apperzeptionshemmung, die ich im Beitrag Blogpause weiter unten erwähnte. Schließlich schreibe ich, wenn ich über Gewalt an und Missbrauch von Kindern berichte, indirekt auch über mich. Und bei genauer Betrachtung ist es so, dass das Schweigen über sein eigenes Leid ebenso öffentlich gewollt ist, wie der allgegenwärtige Missbrauch von Jungen durch Vernachlässigung und Repression. Der Mann – und mithin auch der Knabe – ist vornehmlich ein öffentliches Objekt über das verhandelt und fremdbestimmt wird. An dieser Übergriffigkeit ist also die gesamte Gesellschaft beteiligt: Männer und Frauen.

Jungen werden in den Schulen vernachlässigt; sie werden zum Militär gezwungen; ihnen wird ihr männliches Selbstverständnis abgesprochen; doch wo es dienlich ist, werden sie in alte Rollen als Versorger und Beschützer von Frauen und Kindern gedrängt; dafür werden sie erzogen, derlei Fremdbestimmung zu erdulden und sich von ihren Frauen ohne Gegenwehr schlagen zu lassen; so wie uns das tagtäglich in Fernsehserien und Spielfilmen vorgeführt wird.

Ein Junge, der in diesem Maße zum öffentlichen Objekt gedrillt wurde, wird auch nicht mehr über seine Benachteiligung und seinen erlitten Missbrauch klagen, oder haben Sie schon einmal einen buddhistischen Mönch über seine erlittene Vergewaltigung als Kindermönch im Kloster sprechen gehört. Es gibt ganz wenige, die es wagen, das sozial auferlegte Schweigen zu brechen. Schließlich ist es die Gesellschaft, wir Männer und Frauen, die nicht hören wollen, dass geschieht, was nicht geschehen darf. Auch beherrscht die stille Forderung an den Jungen, seine Schändung mannhaft zu ertragen, und drängt ihn, eine Anklage seiner Vergewaltiger – allesamt „honorige Mönche“ – als seine Schande zu begreifen.

In diesem Sinn funktionieren Jungen und Männer überall, indem sie letztlich selbst ihr Leben klaglos opfern und sich ohne Widerspruch zum Killer erziehen lassen. Hierüber werde ich in meinem nächsten Beitrag berichten. Dafür reblogge ich an dieser Stelle einen Beitrag von Matthias Mala zu dem Leid der Kinder in buddhistischen Klöstern:

Kindermönche, die Schande der Mönche

Sehen, was ist.

Schande der Mönche © Matthias Mala Schande der Mönche © Matthias Mala

Mal angenommen …

Stellen Sie sich vor … Nein, versuchen Sie, es sich vorzustellen, denn ein gesunder Mensch kann es sich nicht vorstellen: Tausende von Mädchen werden von ihrem fünften Lebensjahr an in Klöstern von Nonnen erzogen. Sie sehen ihre Familie so gut wie nicht mehr. Sie müssen beten und arbeiten und unterliegen einem strengen Regiment. Darüberhinaus werden sie von den Nonnen sexuell missbraucht. Und niemanden stört das. Ja, die meisten Menschen finden diese Erziehung sogar vorbildlich und bewundern die Frömmigkeit der Mädchen und schwärmen von ihrer Heiterkeit, weil es ihnen in den Klöstern so sichtbar gut geht.

Und wenn Ihnen jemand sagt, so etwas geschieht tatsächlich, dann würden Sie es nicht glauben wollen und denken, der Berichterstatter sei ein boshafter Lügner. Aber ich versichere Ihnen, es geschieht dennoch, tagtäglich auf der Welt. Nur nicht mit Mädchen, sondern mit Jungen. Sie werden in buddhistischen…

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