Vor wenigen Tagen hielt der pseudopädophile Schwätzer Daniel Cohn-Bendit die Festrede zum Tag der deutschen Einheit. In meinem letzten Beitrag ordnete ich seine Einladung und das sie begleitende Konzert der feuilletonistischen Meinungsmacher dazu als ein Moment strukturellen Missbrauchs ein.
Unter strukturellen Missbrauch verstehe ich eine Haltung, die aufgrund gesellschaftlich immanenter Ignoranz Signale sexuellen Missbrauchs übersieht, diminuiert oder tabuisiert. Hierzu zählt ein vielfältiges und alltägliches Verhalten wie zum Beispiel, Opfer sexualisierter Gewalt zu instrumentalisieren; sie zu bevormunden und zu paternalisieren; sie von Heilbehandlungen auszuschließen oder ihnen den Zugang dazu zu erschweren; ihr durchlebtes Leid wegzureden und das Gehör zu verweigern.
Ebenso zähle ich den indolenten Umgang mit den Tätern – den Kinderschändern und Sexualverbrechern – zum strukturellen Missbrauch dazu, insbesondere die Neigung, Täter zu exkulpieren; ihre Taten als krankhaftes Verhalten abzutun; sie nur milde zu bestrafen; die Wiederholungsgefahr ihrer Taten in Abrede zu stellen; äußere Umstände, wie Zeitgeist oder Gruppendynamik, oder das Opferverhalten als Entschuldigung oder Verständnis für ihre Verbrechen zu akzeptieren. Auch erkenne ich soziale Strukturen des Missbrauchs in der gesellschaftlichen Neigung, sexuellen Missbrauchs an den Rand des öffentlichen Gesprächs zu drängen und sein Vorhandensein nicht als ein allgegenwärtiges Problem wahrnehmen zu wollen.
Zudem zähle ich auch die Haltung des Helfergewerbes, das sich sexuellem Missbrauch widmet, in Teilen als Momente, die strukturellen Missbrauch bedienen. Zum Beispiel erkenne ich diese Strukturen in der Behauptung die harte Bestrafung von Falschbeschuldigerinnen würde das Anzeigeverhalten echter Opfer negativ beeinflussen; oder in der fabulierenden Behauptung vom rituellen Missbrauch durch satanistische Sekten; oder in der unzulänglichen Ausbildung von Traumatherapeuten; oder in der narzisstischen medialen Selbstdarstellung von Therapeuten; oder auch in der wahnhaften Benennung extremer Dunkelziffern, die sexuellen Missbrauch zu einem Alltagsdelikt aller Männer stilisiert; oder zu der Neigung, nur weibliche Opfer als Missbrauchsopfer erkennen zu wollen und weibliche Täterschaft nur als exotische Abweichung gelten zu lassen. Desgleichen zähle ich zum strukturellen Missbrauch den Hang von ehrenamtlich und amtlich mit Missbrauchsfällen Beschäftigten, sich sachfremden Aktivitäten zu widmen, wie etwa sinnlose Kooperationen einzugehen oder Dachorganisationen auszubilden, um die eigene Daseinsberechtigung zu fundieren; oder aber selbstgefällig in öffentlichen Äußerungen generell im Namen der Opfer zu sprechen, obgleich hinter den Institutionen häufig keine Opfer stehen, sondern Behörden oder Sozialarbeiter, die sich auf Kosten der Steuerzahler ein Tätigkeitsfeld beschafft haben.
Die Liste an Momenten sozialer struktureller Ausformungen der Begünstigung von sexueller Gewalt ließe sich noch weiter fortführen und tiefer verästeln, doch halte ich die gegebene Skizze für ausreichend, um das skandalöse alltäglich gewordene Verhalten und die unfassbare allgegenwärtige Indolenz gegenüber dem Leid der in ihrer Kindheit sexuell missbrauchten Opfer sichtbar zu machen. Über Daniel Cohn-Bendit möchte ich in dieser Angelegenheit nur noch soviel bemerken: Er ist für mich ein Täter. Wobei es völlig unerheblich ist, ob er einst einem Kind an die Wäsche gegangen war. In jedem Fall hatte er gesellschaftliche Strukturen sexuellen Missbrauchs bedient und geschaffen; er hat allein aus Daffke ein pädophiles Klima bedient; und er hat sich erst nach Jahrzehnten, als der Schaden seines abscheulichen Verhaltens für die Grünen unübersehbar wurde, unwillig erklärt und halbherzig entschuldigt. Ich denke, er hat aus seinem Narzissmus heraus nie begriffen, was er angerichtet hatte. Somit ist er Täter geblieben!
Was mich allerdings erzürnt, ist das Verhalten der Frankfurter Biedermänner, der Honoratioren, der Intelligenzija und Schöngeister, die dem pseudopädophilen Täter nach seiner Rede stehenden Applaus spendeten, so als wäre er schon immer einer der ihren gewesen. Und das war er auch, der Dany, wie sie ihn familiär nennen. Der Gestalter sexuell missbräuchlicher Strukturen war und ist einer der ihren, und damit sind sie ihm allesamt ähnlicher als dem gewöhnlichen Menschen, der dieses Verhalten nicht verstehen kann. Der es nicht verstehen will, wie man einem, sich über Jahrzehnte mit der Attitüde des Kinderschänders schmückte, zuhören mag und ihm gar stehend Beifall spenden möchte. Ja, der Frankfurter Oberbürgermeister Feldmann sprach seiner Entourage im Saal nach dem Sinn, als er den pseudopädophilen Schwätzer begrüßte: „Es ist schön, Dany, dass Du da bist“.
Doch für alle Opfer sexuellen Missbrauches in Kindheit und Jugend war es ein verheerendes Signal, dass diese Person da war und dass ihr minutenlang applaudiert wurde. Die Frankfurter Rundschau meinte zu dieser Person: „Es ist dies eine Karriere, die der Stadt Frankfurt gut ansteht“. Ja, da ist sie wieder die klinisch reine Welt ganz ohne Blut und Eiter und ohne störende Opfer. Und weiter meint der klugelnde Redakteur Claus-Jürgen Göpfert:
Die Stadt setzte damit tatsächlich ein Zeichen für die Freiheit der Rede. Und gegen rechtspopulistische Versuche, einen durchaus widersprüchlichen Menschen zu brandmarken.
Da ist sie wieder die Keule: wer nicht für uns und wer gegen Dany ist, der muss ein Nazi sein. Ja, wer gegen Kinderschänder argumentiert ist offenbar für diese ehrenwerte Gesellschaft, die sich in der Paulskirche versammelt hatte, zwingend ein Nazi. Diese Haltung ist nicht nur blanke Opferdiskriminierung, sondern sie ist bösartig, sie ist gesellschaftlich zersetzend, denn sie kündigt die moralische Gemeinsamkeit auf. Moral ist offensichtlich nur das Wohlgefühl charakterloser Wendehälse.
Schlimmer noch als die Eloge der FR ist die ebenfalls ganz die Strukturen sexuellen Missbrauchs bewahrende Ansicht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. In ihr stellt Tobias Rösmann fest, dass jene, die der Rede fern blieben, nicht nur respektlos gegenüber dem Redner und dem einladenden Oberbürgermeister, sondern auch gegenüber dem Anlass, dem Nationalfeiertag, waren. Hier wird in perfider Weise die vermeintliche Ehre ehrloser Personen mit der eines ehrbaren Rituals vermengt. Diese Gleichung ist falsch. Respektlos gegenüber dem Anlass war die Einladung eines pseudopädophilen Schwätzers, und jeder der deswegen der Veranstaltung fernblieb zollte dem Anlass Respekt, während jeder, der dem Redner stehend Applaus zollte, den ehrbaren Anlass entweihte.
Und weiter meint der Kommentator:
Hinzu kommt, dass sich Cohn-Bendit für seine Äußerungen mehrmals entschuldigt und angegeben hat, die Schilderungen seien erfunden und als Provokation einer damals prüden Mehrheitsgesellschaft gemeint gewesen. Da ist es schon erstaunlich, mit welch erbitterter Unnachgiebigkeit gerade viele Christdemokraten nicht bereit sind, einem Mann zu verzeihen, der bedauert.
Vor drei Jahren habe ich im Karin-Jäckel-Forum ausführlich über die halbherzige Distanzierung und das farblose Bedauern des Cohn-Bendit geschrieben. Er hat im Grunde nur sich selbst bedauert und taktische Fehler eingeräumt, jedoch hat er sein Geschwätz als notwendige Provokation bezeichnet und verteidigt, sowie in einem Fall mögliche Opfer mittelbar verhöhnt. Eine akzeptables Schuldbekenntnis und die Bitte um Entschuldigung sehen jedenfalls anders aus. Weswegen es mich meinerseits erstaunt, wenn der Kommentator die Unversöhnlichkeit der Kritiker als erstaunlich rügt. Wer wie Cohn-Bendit unwillig ist, seine Schuld, ohne wenn und aber zu bekennen, dem kann man auch nicht verzeihen, sondern dem wird man weiterhin seine Untat zeihen.
Schließlich wirft der Kommentator in einem dritten argumentativen Gedanken, allen der Rede Ferngebliebenen, intellektuelles Versagen durch Diskursverweigerung vor. Dies ist zwar ein geschmirgelter Klotz gegen die rauhe Nazikeule der FR, doch er ist im Grunde von gleicher bösartiger Unredlichkeit. Schließlich verweigert sich der Täter Cohn-Bendit anhaltend einem Diskurs über seine perversen „Provokationen“. Wer aber so hartherzig jegliches Gespräch über sein Fehlen verweigert, der spottet letztlich jedem, der ihm in anderer Sache das Ohr leiht.
In jedem Fall hat Tobias Rösmann von der FAZ mit seinen „drei falschen Gründen“, warum man dem pseudopädophilen Cohn-Bendit am Tag der deutschen Einheit hätte dennoch zuhören müssen, drei schwerwiegende Momente genannt, warum es für die Opfer sexuellem Missbrauchs in Kindheit und Jugend schwer ist, sich in dieser Gesellschaft frei und unbefangen zu ihrem erlittenen Schrecken zu bekennen. Damit hat er auch zugleich mögliche Überlegungen meinerseits aufgehalten, ob es Zeit wäre, die Person hinter meinem Pseudonym preiszugeben. – Nein, ich werde mich weiter verbergen und euch weder den Paria, noch den Exoten machen; stattdessen verweise ich auf den Beitrag „Was wir Schmuddelkinder so leisten“ des Blogs „Talking about Sexual Trauma„. Die Bloggerin skizziert darin, was Opfern sexueller Gewalt widerfahren kann, sobald ihre Geschichte bekannt wird, indem sie unter anderem den Begriff der Sekundär-Viktimisierung erläutert:
(…) Nämlich: Bis zur Unkenntlichkeit mit Projektionen und Vorurteilen überhäuft zu werden, Ängste, Aggressionen, Abwehr auszulösen, nicht mehr ernst genommen und ausgegrenzt zu werden. Sich angreifbar zu machen. Jede Aussage in die Richtung kann gegen Sie verwendet werden. Und wird es irgendwann, wenn es hart auf hart kommt. Wer sexuelle Gewalt erfahren hat, hat in fast allen menschlichen Zivilisationen die Rolle des Schmuddelkinds.
Ein Gedanke zu “Stehender Applaus für pseudopädophilen Grünen”