Löbliches ist im Gange, ein Forschungsprojekt: „Erwartungen Betroffener von sexuellem Missbrauch an die Arbeit der Unabhängigen Aufarbeitungskommission (UKASK)“ Löblich deswegen, weil die betroffenen Opfer von Kindesmissbrauch im Rahmen einer Erhebung Gelegenheit erhalten, einen Fragebogen zu beantworten und eigene Fragen und Forderungen an die Politik – also indirekt an die Gesellschaft – zu formulieren. Hier der Link zum Fragebogen. Er steht noch bis Ende November online.
Das Forschungsprojekt wird vom Sozialwissenschaftlichen FrauenForschungsInstitut Freiburg (SoFFI F.) – die Schreibung ist ein Eigenname – unter Leitung der Soziologin Prof. Dr. Barbara Kavemann, die auch Mitglied der UKASK ist, durchgeführt. Das SoFFI F. gehört zum Forschungs- und Innovationsverbund an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Die mit der Erhebung beauftragte Abteilung stellt sich hier im Internet dar.
Soweit so weniger löblich, denn das SoFFI F. ist eins von vielen Genderinstituten, die sich inzwischen mit der Ideologie des Gendermainstreaming in deutschen Hochschulen eingenistet haben. Es ist wie alle Ideologien ein unwissenschaftliches Phänomen, das im speziellen davon ausgeht, dass die heutige Biologie, die eine eigenständige Geschlechtlichkeit von Männer und Frauen behauptet, ihrerseits unwissenschaftlich sei, da alle Geschlechtlichkeit zwingend sozial konstruiert sei. Es handelt sich bei diesem Phänomen um eine feministische Ideologie, die auf der 4. UN-Weltfrauenkonferenz 1995 als maßgebliches Ziel für die „Gleichstellung“ anstelle der bis dahin einvernehmlich verfolgten Gleichberechtigung der Geschlechter postuliert wurde.
Diese Ideologie beeinflusst auch die Wahrnehmung der Geschlechter und insbesondere bei den Opfern und Tätern sexualisierter Gewalt, indem der Focus auf weibliche Opfer und männliche Täter gelegt wird. Frauen sind demnach grundsätzlich Opfer und Männer grundsätzlich Täter; denn Frauen sind Opfer eines weltweit von Männern konstruierten Patriarchats, das Frauen unterwirft und sie Männern verfügbar macht.
Eine weitere Unlöblichkeit ist, dass eine evangelische Hochschule mit der Erhebung und Befragung der Opfer beauftragt wurde. Insbesondere deswegen, da die Missbrauchsfälle im evangelischen Umfeld mit Pastoren, Diakonen, Heimen der inneren Mission im Gegensatz zur katholischen Kirche keineswegs umfassend aufgedeckt wurden und auch kein generelles Schuldbekenntnis der EKD abgelegt wurde. Dementsprechend indifferent ist auch die Haltung der EKD zur importierten Kinderehe durch Muslime. Also werden vom Medienportal der EKD evangelisch.de Kritiker, die eine sofortige Aufhebung dieser Ehen und somit dieser speziellen Form des Kindesmissbrauches fordern, als Hassredner diffamiert.
Im Gegensatz zur Seite „Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche“ fehlt in der feministisch durchdrungenen Wikipedia das Pedant zur evangelischen Kirche. Wer sich über die Sexualverbrechen in dieser Institution einen Überblick verschaffen will, muss mühselig in verschiedenen Foren suchen, unter anderem hier (Vorsicht, erhöhte Triggergefahr!).
Einmal mehr sehe ich den Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauch (UBSKM) in einer merkwürdigen Verquickung mit einer Institution und Ideologie, die dem eigentlichen Zweck seiner Aufgabe, nämlich unabhängig zu wirken und Kindesmissbrauch aufzudecken und vor möglicher sexualisierter Gewalt zu schützen, entgegensteht. – Und so stellt sich mir auch einmal mehr die Frage: Wie unabhängig ist der unabhängige Beauftragte?
Inwieweit die ideologische Positionierung des beauftragten SoFFI F. sich im Ergebnis und der Bewertung der Befragung niederschlagen wird, bleibt abzuwarten.
Nachtrag
Inwieweit die Genderideologie die Wahrnehmung und Sensibilität der beteiligten Personen verändert hat, kann man zum Beispiel an der Bonner Ethik-Erklärung ablesen. In ihr geht es um die Haltung von Wissenschaftlern bei der Datenerhebung über Kindesmissbrauch im pädagogischen Kontext. Dr. Barbara Kavemann ist Mitautorin der Erklärung. Der Text ist durchweg gegendert und somit eigentlich unleserlich. Das entspricht der eigentlichen Verweigerung einer behaupteten Mitteilung durch einen ideologisierten Adressanten an jeden nicht ideologisierten Adressaten. Jedenfalls verschwindet in der versuchten Doppelnennung von Männer und Frauen in dieser Gendertextvariante stellenweise der Mann und es wird nur noch die weibliche Form in Gestalt eines generisches Feminin mit Unterstrich präsentiert, zum Beispiel Propand_innen, Ärzt_innen, Psycholog_innen. – Offensichtlich geht es hierbei weniger um den ethischen Inhalt der Erklärung als um ihre feministische Darstellung. Da frage ich mich ketzerisch, was hat Dr. Kavemann überhaupt in der UKASK verloren?