Kinderehen sind in Deutschland künftig ausnahmslos verboten

Endlich am 1. Juni, nachdem klar war, dass der Bundestag am Abend die Ehemündigkeit auf 18 Jahre anheben und vor dem 16. Lebensjahr geschlossene Ehen für nichtig erklären wird, erinnerte sich der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig seiner Unabhängigkeit und twitterte erstmals, nachdem über ein Jahr zu dieser speziellen Frage des Kindesmissbrauchs bundesweit kontrovers diskutiert wurde, eine Stellungnahme gegen die Kinderehe.

Hierzu retweetete er einen Tweet von Safe the Children DE, die feststellten, dass weltweit für 700 Millionen Kinder die Kindheit unter anderem durch Frühverheiratung viel zu früh endet. In seinem Kommentar zum Retweet (siehe hier) stellt der UBSKM problembewusst fest:

Alle 7 Sekunden wird weltweit ein Mädchen unter 15 Jahre verheiratet!

Ich wünschte mir, der UBSKM besäße öfters und eher den Mut, dieserart strukturelle Probleme des Kindesmissbrauchs anzuprangern und sich gegen den Widerstand von Rot-Rot-Grün zu behaupten. Gut, die SPD wechselte, nachdem der Bundesjustizminister mit seinem ersten Gesetzentwurf, in dem er noch für die Duldung von Kinderehen unter gewissen Voraussetzungen eintrat, lautstarke Empörung auslöste, ihre Meinung und fand von da an Kinderehe generell für unmöglich. Linke und Grüne hingegen beharrten auf ihrer Ansicht, dass eventuelle Versorgungsansprüche der Kinderbraut gegen ihren Mann wichtiger und dem Kindeswohl dienlicher seien, und deswegen eine Kinderehe stets gerichtlich überprüft werden müsse. Dies bedeutete, dass Kinderehen weiterhin grundsätzlich geduldet hätten werden müssen.

Aus diesem Grund stimmten Linke und Grüne gegen das neue „Gesetz zur Bekämpfung der Kinderehe“. Für sie waren also materielle Fragen wichtiger als die Verhinderung fortgesetzter sexualisierter Gewalt in einer solch ungleichen Beziehung. So also wird der Schutz vor Kindesmissbrauch in diesen beiden Parteien gehandhabt! Er ist beliebig beziehungsweise verhandelbar. Diese Beliebigkeit scheint zudem auch bei anderen Bestrebungen der Grünen durch, so etwa die geforderte Aufhebung des Inzestparagraphen oder die gewollte Hinzunahme der sexuellen Identität in Art. 3 GG als uneingeschränkt zu schützende Eigenschaft.

Jedenfalls hat der Spuk der Kinderehe zumindest in Deutschland nunmehr ein Ende. Was mit den 75.000 Mädchen unter 16 Jahren geschieht, die alljährlich weltweit verheiratet werden, sollte dennoch weiterhin unsere und des UBSKM Sorge bleiben.

Hier das Protokoll der Bundestagssitzung in der das Gesetz in zweiter und dritter Lesung beschlossen wurde (siehe ab pdf-Seite 224).

4 Gedanken zu “Kinderehen sind in Deutschland künftig ausnahmslos verboten

  1. Ich finde die Frage, was aus den „geschiedenen“ und damit „ehrlos“ gewordenen Mädchen wird (denn diese Problematik betrifft nur die Mädchen), berechtigt. Die Ehe annulieren, gut und schön, und hoffentlich auch richtig. Aber was dann? Ich hoffe, das führt dann nicht zu noch mehr Unglück; denn Freiheit muss man / frau sich eben auch „leisten“ können (im Sinne: Irgendwo, in irgendeiner Gemeinschaft, irgendwie, muss der Lebensunterhalt bestritten werden). Ein schönes Gesetz reicht dafür leider nicht.

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    • Stimme Ihnen zu. Nur, die Ehe solange bestehen lassen, bis gerichtlich darüber entschieden worden wäre, wie es Links/Grün vorsah, wäre ebensowenig eine Lösung. Zudem ist die Versorgungsregelung als Argument eher fragwürdig gewesen, da ja auf der Flucht und in Flüchtlingslagern kein nennenswerter Anspruch entstehen könnte. Letztlich werden aus den Mädchen „Fluchtwaisen“, schlimm, aber in jedem Fall besser, als Kinderfluchtbräute. Und grundsätzlich steckt hinter den meisten Kinderehen nichts anderes als Mädchenhandel, weshalb die Kinderehe weltweit verboten und geächtet gehört. Hier wäre auch die katholische Kirche in der Pflicht, die nach ihrem Kanon Ehen von 12jährigen Mädchen erlaubt, was ja auch in einigen Ländern durchaus praktische Bedeutung hat. Daneben gibt es im Islam die Prostitution verschleiernde Mut’a-Ehe ( https://de.wikipedia.org/wiki/Mutʿa-Ehe ) auch „Ehe für eine Nacht“ genannt, bei der auch Kinder verkuppelt werden.

      Die Brüder der aktuellen Integrationsbeauftragten der Bundesregierung Aydan Özoguz betreiben das erzkonservative islamische Forum Muslim-Markt und nahmen dort vor fünf Jahren zur Mut’a-Kinderehe dezidiert Stellung ( https://goo.gl/zMGQ52 ). Diese Gedankengänge rechtfertigen auch aktuell gültige Strukturen praktizierten Kindesmissbrauches in islamischen Gemeinschaften.

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  2. Werter Lotosritter, mir geht es vor allem darum, dass ich den Eindruck habe, dass bei diesem hoch ideologisch aufgeladenen Thema durchaus auch mal Menschen (reale Menschen) unter die Räder kommen können. Die einen Politiker wollen Härte zeigen, die anderen ihre Toleranz beweisen, aber so richtig hinschauen, was denn die Ideen, die man so toll findet, in der Realität dann WIRKLICH bedeuten, für Menschen aus Fleisch und Blut, das ist viel schwieriger, als eine Gesinnung zu zeigen.
    Ich weiß es leider auch nicht; dazu müsste ich mich mit dem Thema intensiv befassen, und dazu habe ich die Zeit nicht.
    Die Zeit, mir den von Ihnen geposteten Link mit dem ganzen religiösen Geschwurbel anzusehen, habe ich mir genommen. Eine Rechtfertigung der Kinderehe habe ich nicht gefunden, hier ein Zitat:
    „Wenn die Tochter im Nachhinein zustimmt, dann wird die Ehe nachträglich gültig. Stimmt sie aber nicht zu, weil ihr vorher Leid angetan wurde, wird die Ehe nicht nur ungültig, sondern der Ehemann ist zudem ein Leben lang verpflichtet, ihren Unterhalt sicher zu stellen (einmal abgesehen von der schweren Sünde, die der Mann begangen hat)“
    Auch hier wird es aber zwischen gezeigter Gesinnung und Praxis große Unterschiede geben (was ich jetzt keineswegs dem Herrn Özoguz persönlich unterstellen will). Das Mädchen auf dem iranischen Dorf will ich sehen, die ihren Vergewaltiger anzeigt und dann statt der Zwangsehe lebenslangen Unterhalt bekommt. Dann wäre man dort deutlich, aber DEUTLICH fortschrittlicher als hier. Es würde mich unendlich freuen.

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    • Nun, liebe Nicht-die-einzige, im Islam ist es nicht anders wie in anderen Religionen und Ideologien, eine Regel lässt sich durch eine andere aufheben. Und die Lebenswirklichkeit sieht wohl auch im iranischen Dorf so aus, dass sich ein Mann, der sich an einem Kind versündigt hatte, sich danach kaum an die wohlfeilen Worte des Ayatollah Chomeini halten würde; zumal sich Chomeini selbst nicht daran hielt, es gibt Berichte, dass er die Ehe für eine Nacht mit Kindern vollzog.
      Aber bei den Gebrüder Özoguz, die ich einmal in einer vertrackten Angelegenheit kennen lernen durfte, würde ich davon ausgehen, dass sie sich an die Regeln ohne Ausnahmen halten würden. Sie wären damit in der Tat der deutliche Fortschritt. Wobei sie nie in diese Verlegenheit kämen, da sie ja die Voraussetzung zu solchem Handeln, die Versündigung an dem Mädchen, gar nicht vollzogen hätten; denn andernfalls hätten sie gegen eine ihrer Regeln verstoßen müssen.

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